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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

Sigismund III. Wasa
Sigismund III. Wasa

Der polnische katholische König Sigismund III., der bis 1599 auch König von Schweden war, wollte seinen schwedischen Feinden den Moskauer Thron nicht überlassen und beschloss eine Intervention.

Wenn der schwedische Karl IX. (Onkel Sigismunds III.) einen territorialen Gewinn und die Festigung einer antipolnischen Regierung in Moskau anstrebte, so gingen die Pläne Sigismunds wesentlich weiter. Er wollte Moskau nicht nur zum katholischen Glauben bekehren, sondern es bezwingen. Für dieses Vorhaben wurde er von Papst Paul V. finanziell unterstützt.

Władysław IV. Wasa
Władysław IV. Wasa

Sigismund III. strebte ein polnisch–russisches Großreich an und wollte selber Zar werden oder zumindest seinen ältesten Sohn Władysław als Zar auf den russischen Thron bringen.

Einige Bojaren1 hatten wiederholt ihre Bereitschaft durchblicken lassen, Władysław als Zaren anzunehmen, wenn er auf im einzelnen beschriebene Bedingungen einging, so dass Sigismund mit den Sympathien gewisser Kreise in Moskau rechnen konnte.

Bei der Umsetzung seiner Pläne zögerte er nicht lange und zog mit seinen Truppen nach Moskau, um, so die offizielle Version, die im Laufe der letzten 100 Jahre an Russland verlorenen Gebiete zurückzuerobern.

Schlacht bei Kluschino
Schlacht bei Kluschino

Trotz schwedischer Hilfe erlitt das Heer des Zaren Wassili IV. bei dem Dorf Kluschino unweit von Moshaisk am 24. Juni 1610 eine schwere Niederlage, infolge deren Wassili von den Moskauern abgesetzt wurde, an die Polen ausgeliefert wurde und zum Mönch geschoren wurde, verweigerte aber das Gelübde abzulegen. Wassili Schuiski starb 1612 in polnischer Gefangenschaft im Schloss Gostynin.

 

Das polnische Heer aber zog weiter in Richtung Moskau, wo sie im Juli 1610 Moskau vernichtend schlugen. Moskau mit der "Neuen Deutschen Vorstadt" wurde dabei niedergebrannt.

Moskau wird von den Polen eingenommen Moskau wird von den Polen eingenommen

 

Die wenigen verbliebenen Bewohner der deutschen Vorstadt lebten ungeachtet der Kriegswirren in Moskau, in der Hauptstadt selbst, wobei sie dazu neigten, sich in bestimmten Stadtteilen anzusiedeln.

die deutsche Vorstadt ...... die deutsche Vorstadt in Moskau

 

Das Ziel der Anerkennung des katholischen Władysławs war scheinbar erreicht, doch war für die Russen die Vorstellung, von einem nichtorthodoxen Zaren regiert zu werden, eine Ungeheuerlichkeit.

Władysławs orthodoxe Taufe war eine Voraussetzung, die für einen Katholiken wie Sigismund eine nicht annehmbare Bedingung darstellte.

Chistyakov Germogen:
Patriarch Hermogenus weigert sich, die Polen zu segnen.
Bild von Pawel Petrowitsch

 

Auch die päpstliche Kurie war mit der geforderten Konvertierung Władysławs nicht einverstanden. Sie fürchtete, dass der junge Władysław einer orthodoxen russischen Umgebung erliegen könne und damit eine Unterordnung Russlands nicht gesichert wäre. Statt dessen empfahl sie Sigismund III., lieber die Herrschaft über Russland aufzugeben, als solche Bedingungen anzunehmen.

Boris Chorikov: Die Belagerung von Smolensk durch polnische Truppen
Boris Chorikov: Die Belagerung von Smolensk
durch polnische Truppen

Sigismund aber wollte sich nicht so einfach geschlagen geben und schmiedete nun den Plan, selber den Zarenthron Russlands zu besteigen. Dieser Plan war für die Moskauer jedoch unannehmbar, kam es ihnen doch gerade darauf an, den 15-jährigen Władysław von seinen Traditionen loszulösen und nach ihrem Vorbild neu zu formen und zu erziehen.

Sigismund aber stellte für Russland die Verkörperung des außenpolitischen Problems dar: die polnische Invasion.

In den Kreml zog bis Oktober 1612 eine polnische Besatzung ein. Es entstand eine völlständige Herrschaftslosigkeit.

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Anmerkungen

1Bojar = waren Adlige unterhalb des Ranges eines Fürsten bzw. des Zaren. In der Kiewer Rus hatte sich der Bojarenstand im 8.–9. Jahrhundert ursprünglich aus den Leibwachen der Fürsten entwickelt. Seit dem 12. Jahrhundert erlangten sie erheblichen politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Seit dem 15. Jahrhundert war Bojar ein vom Großfürsten bzw. Zaren verliehener Titel der Mitglieder des Bojarenrates (Ratgeber der Großfürsten und Zaren). Da sie der zentralistischen Politik der Moskauer Großfürsten entgegentraten, versuchten diese seit dem 15. Jahrhundert, den Einfluss der Bojaren zurückzudrängen. Zar Iwan IV. ließ im 16. Jahrhundert viele Bojaren töten oder deportieren, nachdem sich diese, um ihre Privilegien fürchtend, gegen ihn verschworen hatten. Peter I. schaffte den Bojarenstand Anfang des 18. Jahrhunderts endgültig ab und ersetzte ihn durch den Dienstadel (dworjanstwo). Der letzte Bojar starb 1750.