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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert unter Michail I.

(Teil 1 von 3)

Semski Sobor
Semski Sobor

Nachdem die Polen im Oktober 1612 aus Moskau vertrieben worden waren, wurde im Januar 1613 in Moskau die Semski Sobor einberufen, um die im Staat herrschenden Unsicherheiten zu beseitigen und dem Land endlich wieder einen rechtgläubigen Herrscher zu geben.

Im Hinblick auf die Besetzung des russischen Zarenthrons gab es unter den Versammelten allerdings keine Einstimmigkeit. Einige von ihnen sprachen sich für die bereits ins Spiel gebrachten ausländischen Prinzen Władysław von Polen und Karl IX. von Schweden aus.

die Wahl des neuen Zaren Michael I.
die Wahl des neuen Zaren Michael I.

Auf das massive Betreiben der Kosaken, die sich zum großen Teil den russischen Truppen angeschlossen hatten und sich gegen jede ausländische Kandidatur ausgesprochen hatten, einigten sich die Wahlmänner schließlich auf den einzigen Spross der früheren Herrscherfamilie, den 17-jährigen Michail Fedorovic Romanow, Cousin des Zaren Fjodor I. und wählten ihn am 21. Februar 1613 zum Zaren.

 

Michail I.
Michail I.

Michail entstammte einer nicht fürstlichen Moskauer Bojarenfamilie, die über eine Seitenlinie mit Iwan IV. verschwägert war. Sein Vater war der in Polen als Geisel gefangen gehaltene Metropolit Philaret1, den Boris Godunow2 gezwungen hatte ins Kloster zu gehen, das Mönchsgelübde abzulegen und seine Ehe aufzulösen.

Mit der Wahl und Krönung von Zar Michael, Großneffe von Anastasia Romanowna, der ersten Frau Iwans des Schrecklichen, wurde die Dynastie der Romanow begründet, die bis zur Oktoberrevolution im Jahr 1917 in Russland herrschte.

Die "Zeit der Wirren", die am 7. Januar 1598 mit dem Tod des letzten Zaren aus der Familie der Rurikiden, Zar Fjodor I., begonnen hatte, war nun beendet.

J. Kossak: polnischer Angriff
J. Kossak: Zeit der Wirren

 

Die Nachbarn Russlands hatten in die Zeit der Wirren eingegriffen, um den einstmals wegen seiner Geschlossenheit so gefährlichen Feind zu schwächen. Mit dem Fortdauern der Wirren wuchs der Machthunger und zum Schluss wollte jeder das Ganze.

mehr ..... die Zeit der Wirren

 

Die Zarenwahl von 1613 stand daher im Zeichen der äußeren Bedrohung durch Polen und Schweden, die die Hand nach dem russischen Zarenthron ausgestreckt hatten.

A. Wasnezow: Der Handel in Moskau Anfang des 17. Jahrhunderts
A. Wasnezow: Der Handel in Moskau
Anfang des 17. Jahrhunderts

 

 

Russland befand sich in einem trostlosen Zustand, als Michail den Thron bestieg. Der 8-jährige Bürgerkrieg hatte tiefe Spuren hinterlassen.

Der Kampf gegen die polnische und schwedische Intervention gehörte von Anfang an zu den Aufgaben der neuen Regierung.

 

 

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Anmerkungen

1 Philaret = bürgerlicher Name: Fjodor Nikititsch Romanow (* um 1553; † 11. Oktober 1633). Philaret war der Sohn des Nikita Romanow († 1586) und der Eudokia Gorbaty-Schuiski. Philarets Vater, Nikita Romanowitsch, war der Bruder von Anastasia Romanowna, die 1547 Zar Iwan IV. heiratete und 1560 starb. Das machte Philaret zum Cousin des Zarewitsch Dmitri (der von seinem Vater erschlagen wurde) und auch zum Cousin von Zar Fjodor I. Nachdem er 1598 im Machtkampf um den Zarenthron unterlegen war, wurde er von Boris Godunow 1601 gezwungen, ins Kloster zu gehen und das Mönchsgelübde abzulegen, wo er den Namen Philaret (auch Filaret) annahm.
Unter der Herrschaft des Pseudodmitrius I. kehrte er 1605 nach Moskau zurück und wurde in den Jahren 1606–1610 Metropolit von Rostow und Jaroslawl. 1606 beteiligte er sich am Sturz des ersten Pseudodimitri. 1608 geriet er in die Gefangenschaft des Pseudodimitris II. 1610 erfolgte seine Rückkehr nach Moskau, wo er maßgeblich am Sturz Wassilis IV. Schuiski mitwirkte. Zu diesem Zeitpunkt setze sich Philaret dafür ein, einen ausländischen Fürsten auf den Zarenthron zu berufen. In diesem Sinne verhandelte er mit Polen über eine Kandidatur Sigismunds III. Im Zusammenhang mit seiner Weigerung, die Bedingungen der polnischen Seite anzunehmen, wurde Philaret festgenommen und 1611 nach Polen deportiert.
2 Boris Godunow = war Berater Zar Iwans IV.; von 1584 bis 1598 Russlands Regent für den geistig zurückgebliebenen Zaren Fjodor I. Nach dem Tod Fjodors wurde er 1598 von der Reichsversammlung (Semski Sobor) zum Zaren gewählt. Er starb am 23. April 1605.