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Normannen in Russland

Nestor
der russische Mönch Nestor

 

Folgt man der altrussischen Nestorchronik aus dem Jahr 1113, dann ist am Beginn der russischen Geschichte von einer normannischen1 Staats-gründung auszugehen.

 

Allerdings ist diese Theorie von den aus Skandinavien stammenden ersten russischen Fürsten in der Geschichtswissenschaft seit mehreren Jahrhunderten umstritten.

 

Schon früh sollen also diese Skandinavier (Normannen) von der Südostküste Schwedens bis zu den Ufern des Finnischen Meerbusens und von da weiter landeinwärts vorgedrungen sein.

 

Die Finnen nannten diese Normannen Rus (Rodsen, "Ruderer"), sie selbst nannten sich Vaeringjar (Wâreng, "Gefolge"), aus dessen Namen die Slawen dann Russen und Waräger" machten.

 

Arabische Münzfunde bezeugen, dass seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr. warägische Kriegerkaufleute in das Flusssystem der oberen Wolga ei-ngedrungen waren.

 

Sie dürften um 800 erstmals auch über die Düna bzw. vom Ladogasee aus über Schleppstellen den oberen Dnjepr erreicht haben und dann abwärts bis ins Schwarze Meer gelangt sein.

 

Waräger
Waräger und Ostslawen

Die Normannen kamen in immer größeren Scharen in das Gebiet des Ladogasees, das sie zeitweilig unterwarfen.

Unternehmungen der Waräger
Unternehmungen der Waräger

 

Rurik
Rurik

Obwohl es den vereinigten Finnen und Slawen gelang, die Normannen 860 wieder zu vertreiben, wurden dieselben doch bald, durch innere Wirren veranlasst, von den Einheimischen wieder in ihr Land gerufen.

 

So erzählt der Chronist Nestor:

„Unser Land ist groß und gesegnet, aber Ordnung gebricht darin; kommt also, seid unsere Herrscher und gebietet über uns."

Drei Brüder (Rurik, Sineus und Truwor) sollen dem Ruf gefolgt sein und in Ladoga, Bjelo Osero und Isborsk Fürstentümer gegründet haben. Nach dem Tod seiner Brüder vereinigte Rurik diese Fürstentümer und gründete 862 ein riesiges Reich mit der Hauptstadt Kiew: die Kiewer Rus2.

Dieser Berufungslegende nach sollen die Waräger als Friedensstifter ins Land gerufen worden sein. Naheliegender ist aber wohl anzunehmen, dass sie sich gewaltsam Zutritt verschafften und die einheimischen Burgherren verdrängten.

Der Einfluss dieser Waräger auf die Kiewer Rus und das Volk hinterließ allerdings keine Spuren.

Kiewer Rus
Kiewer Rus um das Jahr 1000

 

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Anmerkungen

1 Normannen = im weiteren Sinn alle Wikinger, die in Scharen als Händler, Krieger, Entdecker, Siedler und in der Folge manchmal auch als Staatengründer in Westeuropa auftraten und damit vorübergehend oder auf Dauer ihre nordeuropäische Heimat (Norwegen und Dänemark) verließen; In Osteuropa bis zum Kaspischen Meer sowie bis Byzanz waren sie als Rus und Waräger bekannt, die überwiegend aus Schweden kamen; im Westen und in Sizilien waren sie als Normannen bekannt. Auf dem Kontinent und den Britischen Inseln traten sie als Wikinger auf.

2 Kiew = ist die alte Residenz der Großfürsten, eine der ältesten Städte Russlands und die Wiege des Christentums.Unter König Ermanarich (350-376) gründeten die Goten in Südrussland ihren eigenen Staat, dessen Hauptstadt Danparstadir (Stadt des Dnjeprs) hieß, womit das spätere Kiew gemeint ist. Schon vor der Völkerwanderung war Kiew gleichbedeutend mit sagenhaftem Reichtum.In Skandinavien nannte man die Stadt Känugard, später dann Kiangorod. Im Nibelungenlied findet man die folgende Stelle: "daz land ze Chiewen".

3 Kiewer Rus = mittelalterliches Großreich mit Zentrum in Kiew. Es wird als Vorläuferstaat der heutigen Staaten Russland, Ukraine (das Grenzland zur Steppe) und Weißrussland angesehen.