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Die Umsiedlung der Schwarzmeerdeutschen
Die Durchhalteparolen Hitlers
"Kämpfen bis zum bitteren Ende"
kosteten Tausende Soldaten das Leben
Nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad, im Winter 1942/43, die die Wende brachte, begann die deutsche Wehrmacht, die sich in Russland auf dem Rückzug befand, mit der Evakuierung der deutsch-stämmigen Bevölkerung, die die Rache der Sowjets und der Roten Armee fürchteten. Sie sollten als Administrativumsiedler1 in "volksdeutsche Bereiche" (hauptsächlich in den Reichsgau Warthegau2) umgesiedelt werden, um die ethnischen Verhältnisse aus der Zeit vor der Erwerbung dieses Gebietes durch Polen (vor 1919 waren fast 50% der Gesamtbevölkerung Deutsche) wiederherzustellen.
der Reichsgau Warthegau im Großdeutschen Reich, 1945
In insgesamt sieben Umsiedlungsaktionen wurden rund 350.000 Russlanddeutsche umgesiedelt.
Die Umsiedlung der Schwarzmeerdeutschen
die Umsiedlung in den Westen
Die Schwarzmeerdeutschen3 (rund 208.000) verließen in zwei Trecks ihre Heimat, die Ukraine.
Der erste Treck (der fünfte Treck in der ganzen Umsiedlungsaktion), die sogenannte Schwarzmeeraktion betraf rund 73.000 Deutschstämmige und dauerte von August 1943 bis Mai 1944.
Der zweite Treck (der siebte in der ganzen Umsiedlungsaktion) war die größte und letzte der Umsiedlungs-aktionen und betraf zirka 135.000 Transnistriendeutsche. Diese Aktion begann im Februar 1944 und war Anfang Juli beendet.
Mit großen Schwierigkeiten und Gefahren ging es westwärts. Mangelnde Kleidung, Klimawechsel, Bombardierungen durch die vordringenden russischen Truppen, Krankheiten durch fehlende Hygiene und Erschöpfung führten zu Verlusten an Menschen und Tieren.
Vom Schwarzen Meer in den Warthegau
Der Weg der Trecks führte über Tiraspol, Tighina, Taruntino, Vulkanesti, Galatz, Ismail am südlichen Donauufer entlang über Calarasi (April 1944), Tsenovo (Ценово; Mai 1944) nach Bulgarien mit den Stationen Silistra, Lom e Widin; dann Donauüberquerung und weiter über Orsova (Juni 1944) bis Jasenovo südlich von Weißkirchen (Bela Crkva) an der serbisch-rumänischen Grenze. Ab Jasenovo ging es dann weiter per Eisenbahn über Budapest (Ungarn) bis sie nach rund drei Monaten im Warthegau ankamen, wo sie im Umsiedlungslager in Litzmannstadt (Łódź) untergebracht wurden.
der Umsiedlungsweg der Schwarzmeerdeutschen
Im Warthegau
Flüchtlinge
Im Warthegau erwartete die Umsiedler, die jetzt "Volksdeutsche" genannt wurden, gettoartige mit Stacheldraht umzäunte Lager, die von der SS bewacht wurden.
Nach der Ankunft wurden die Menschen zuerst entlaust und die Kleidung desinfiziert.
Eine Umsiedlungskommission registrierte alle Neuzugänge nach Herkunftsort, Familienstand, Beruf und Religion.
Willkommen im Großdeutschen Reich
In den Lagern konnte man sich einbürgern lassen. Bis Kriegsende hatten die meisten von ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekommen.
Entsprechend den angegebenen Berufen wurden die Familien auf umliegende Dörfer verteilt, wo sie bei deutschen Bauern als Landarbeiter eingesetzt wurden.
Die wehrfähigen Männer wurden zur Wehrmacht, überwiegend aber zur Waffen-SS eingezogen und kamen nach kurzer Ausbildung an der Ostrfront zum Einsatz.
Auffanglager
Im Umsiedlungslager mussten die Schwarzmeerdeutschen jedoch erkennen, dass sie nicht nur ihre Häuser veloren hatten sondern, dass sie auch betrogen worden waren: ihnen wurden die Tiere genommen, die sie über tausende Kilometer mitgeführt hatten und was noch schlimmer war den Bauernstolz: die Pferdegespanne.
1 Man unterscheidet zwischen Administrativumsiedler und Vertragsumsiedler. Administrativumsiedler waren ca. 228.000 Volksdeutsche, die nach einer Anordnung der Militär- und Zivilverwaltung des Dritten Reiches in den besetzten Gebieten der UdSSR (Reichskommisariat Ukraine, rumänische Transnistrien) ohne einen zwischenstaatlichen Vertrag in den Jahren 1942-44 in den Warthegau oder ins Altreich umgesiedelt wurden. Fast alle von ihnen hatten bis Kriegsende die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekommen.
2 Die
von 1939 bis 1945 als Warthegau oder Wartheland bezeichnete
Region war vor dem Angriff Deutschlands auf Polen im
September 1939 polnisches Staatsgebiet. Historisch gesehen
bestand der Warthegau aus zwei Teilen, aus der westlich gelegenen ehemaligen
deutschen Provinz Posen (vor 1919) und den östlich gelegenen polnischen
(vor 1916 russischen) Gebieten um Lodsch. Im westlichen Teil (Provinz
Posen) stellten die Deutschen zum Zeitpunkt der preußischen Volkszählung
von 1910 rund 45 % der Gesamtbevölkerung.
Nachdem diese Provinz
im Zuge des Versailler Vertrages 1919 von Polen annektiert
wurde, sank die Anzahl der Deutschen in diesem Gebiet rapide ab, so dass
diese zu Beginn des Zweiten Weltkrieges weniger als 15 Prozent der Gesamtbevölkerung
dieses Gebietes stellten. Der Grund für den Rückgang des deutschen
Bevölkerungsanteils nach 1919 ist im Wesentlichen in der Politik
der ethnischen Homogenisierung des nationalistischen polnischen Diktators Józef
Piłsudski zu sehen. Dieser versuchte den Anteil der Deutschen
massiv zu reduzieren, z.B. Massenausweisungen nach Deutschland, entschädigungslose
Enteignungen von zumeist adligem deutschem Großgrundbesitz und
Ansiedlung polnischer Kleinbauern, Schulpolitik (ausschließlich
in polnischer Sprache) und einer Vielzahl von Diskriminierungen im öffentlichen
Leben.
Von 1939 – 1941 wurden 280.606 ethnische Polen und Juden,
die in Gebieten des Warthegaus oder Danzig-Westpreußens wohnten,
ins Generalgouvernement Polen vertrieben, um Platz für die Deutschen
zu schaffen. Nach 1940 konzentrierte sich die NS-Politik zunehmend
auf die Ansiedlung deutscher Bevölkerung im Warthegau.
Hierzu wurden
eine Vielzahl von Volksdeutschen (Baltendeutsche, Wolhyniendeutsche, Bessarabiendeutsche, Buchenlanddeutsche,
Dobrudschadeutsche, Ukrainedeutsche) aus
dem Gebiet der Sowjetunion angesiedelt und fanden dort oft in Höfen
und Häusern vertriebener Polen Unterkunft.
3 Schwarzmeerdeutsche =
Bezeichnung für die deutschen Kolonisten, die in Neurussland, Bessarabien und
in der Dobrudscha (heute rumänisches Gebietund bulgarisches Gebiet) siedelten. Die deutsche
Kolonien erstreckten sich am Nordufer des Schwarzen Meeres bei
Odessa (zwischen den Flüssen Bug und Dnister), auf
der Krim (Krimdeutsche)
und im Nordkaukasus (Kaukasusdeutsche).
Die Schwarzmeerdeutschen sind eine Untergruppe der Russlanddeutschen.
Die planmäßige Besiedlung begann unter Katharina
II. und fand unter Alexander
I. ihren Höhepunkt. In der späteren Sowjetunion wurden
sie dann Russlanddeutsche genannt. Ihr Siedlungsgebiet befindet sich
in der Ukraine, in Rumänien und in Moldavien.