Du bist in: Deutsche in Russland > Das russische Zarenreich im 18. Jahrhundert
Die Auswanderung der Deutschen ins Schwarzmeergebiet
(Teil 2 von 2)
Der erste Ansiedlungsstrom begann 1763 nach dem Manifest Katharinas II. Hohe Zugeständnisse und Versprechen in Russland, Hunger und Armut in deutschen Ländern veranlassten tausende Familien auszuwandern.
Altschwedendorf
1782 entstand zirka 16 km nordöstlich von Beryslaw die schwedische Kolonie Gammalsvenskby, die von den deutschen Kolonisten Altschwedendorf genannt wurde.
Im Juni 1783 wurden hier in leeren Häusern 38 italienische Familien untergebracht.
1787 wurden noch 14 lutherische Familien aus Danzig und dann noch zwei italienische Familien mit gemeinsamem Urahnen aus der italienischen Gemeinde Scala (heute gibt es eine gleichnamige Gemeinde in Kampanien und Sizilien) angesiedelt.
1790, nach dem Russisch-Schwedischen Krieg wurden noch 31 schwedische Kriegsgefangene hier angesiedelt.
mehr ......
Heute hat Altschwedendorf etwa 150-200 Einwohner schwedischer Abstammung.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auf dem zu Altschwedendorf gehörenden Areal 350 deutsche Kolonisten angesiedelt, die drei Dörfer gründeten: 1805 Klosterdorf und Mühlhausendorf und 1806 Schlangendorf, die zusammen mit Altschwedendorf den 'Schwedischen Bezirk' bildeten. 1905 zählte der 'Schwedische Bezirk' 1.800 Deutsche und 700 Schweden.
Die Krimgriechen und -armenier
Im Juli 1778 erhielten 18.400 Griechen, wahrscheinlich gotischer Abstammung unter Führung ihres Metropoliten Ignatius von Gothia (Fürsten-tum Theodoro) und Kaffa (Feodossija) und 12.606 orthodoxe Armenier unter der Führung des Erzbischofs Iosif Argutinskij Dolgorukij (*1743 – †1801) die Erlaubnis in das Asowsche Gouvernement an den Fluss Kalmius überzusiedeln, wo die Griechen 1780 die Stadt Mariupol und 23 Kolonien gründeten. Die Armenier dagegen erhielten Land am Don zwischen Azov und der St. Dimitrij-Rostowskij-Festung, wo sie 1780 die Stadt Nachičevan (Nowo-Nachitschewan) und 5 Dörfer gründeten.
mehr ......
Die Mennoniten
In den Jahren 1789-1809, 1804/05 und ab 1854 kam es zur Einwanderung der preußischen Mennoniten1, einer evangelischen Glaubensgemeinschaft in der Tradition der Wiedertäufer, die im Gouvernment2 Jekaterinoslaw (ab 1926 Dnipropetrowsk) die Siedlung Chortitza (1789) am Dnjeprufer, Molotschna in Taurien (1804) und im Gouvernement Orenburg die Siedlung Samara (1891-92) gründeten. Sie kamen aus der Danziger Niederung in Westpreußen und gaben ihren Orten westpreußische Namen.
Danziger Niederung in Westpreußen
Während der Jahre 1787 bis 1796 emigrierten nicht weniger als 423 Familien, zirka 2.000 Personen, von Westpreußen ins Russische Reich.
mehr ......
Von 1787-1791 gründeten westpreußische Mennoniten auch sechs Niederlassungen in Wolhynien.
Die Einwanderung größeren Ausmaßes fand im Jahre 1810 ein vorläufiges Ende, man bereitete sich auf den Krieg mit Frankreich vor und hatte für die Weiterführung der Kolonisation vorerst keine Mittel mehr. Nach der Beendigung der Napoleonischen Kriege setzte der Nachzug kleinerer Auswanderergruppen aus verschiedenen deutschen Fürstentümern in bereits bestehende Kolonien wieder ein.
Zwischen 1803 und 1818 bestand eine Kanzlei für die Siedler in Neurussland im Gebiet von Odessa, die 1818 für etwa 15.500 nichtrussische Siedler zuständig war.
1 2
1 Mennoniten = Anhänger einer evangelischen Freikirche, die die Erwachsenentaufe pflegt u. den Wehrdienst u. die Eidesleistung ablehnt.
2 Gouvernement = In Russland hießen die Verwaltungsbezirke seit Peter I., der im Jahre 1708 die ersten acht Gouvernements (Ingermanland - später St. petersburg, Moskau, Archangelsk, Smolensk, Kiew, Kasan, Asow, Sibirien) schuf, bis 1815 Gouvernements (russisch: губерния, gubernija), deren Gouverneure (russisch: губернатор, gubernator) vom Zaren nominiert wurden. Mit der Einführung der Gouvernements 1708 wurde die bisherige entsprechende Verwaltungseinheit Ujesd (russ. Уезд) abgeschafft. Diese wurden erst 1727 mit der Verwaltungsreform von Katharina I. wieder eingeführt.