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Die Ansiedlungspolitik unter Alexander I.

Deutsche in Transkaukasien

die russische Expansion unter Alexander I. 1801
die russische Expansion unter Alexander I.

Wenn in der ersten Phase (1814) die wirtschaftlichen Auswanderungs-gründe überwogen, kamen in der zweiten Phase auch religiöse hinzu, die ab 1816, nach der Wiedereinführung des Aus-wanderungsrechts in Württemberg, zu einer Auswanderungswelle der schwäbischen Chiliasten nach Transkaukasien1 (Kaukasien-deutsche) führte.

Sie suchten das “Gelobte Land“ und glaubten, dass das Tausendjährige Friedensreich2 im Osten, in der Nähe des Berges Ararat, dem Landeort der Arche Noah, am 18. Juni 1836 ausbrechen würde.

 
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Die bessarabiendeutschen Templer im Nordkaukasus

Anfang der 1860er Jahre bereistee Johannes Lange, ein Mennonit aus Gnadenfeld an der Molotschna, auf seiner Rückreise in seinen Heimatort die 24 deutschen Mutterkolonien in Bessarabien.

Lange, der 3 Jahre lang die Evangelistenschule der Templer auf dem Kirschenhardthof im Königreich Württemberg besucht hatte, war begeistert von der Tempellehre und versuchte nun die deutschen Kolonisten in Bessarabien und Südrussland für die Tempellehre zu gewinnen und sie dazu zu bewegen aus der lutherischen Kirche auszutreten.

Erfolg hatte Lange allerdings nur in den schwäbischen Separatistenkolonien Gnadental (heute: Dolynivka), Lichtental (heute: Svitlodolyns'ke) und Sarata.

Mitglieder waren Andreas Fickel, Karl Roth, die Brüder Salomon3 und David Singer aus Gnadental und Samuel Hahn, Christian Messerle, Gottlieb Steudle, Jakob Schreiber, Daniel Strecker (der Schwager meiner Ururgroßmutter), Christian Fickel, Georg Müller und Friedrich Aldinger aus Lichtental.

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1868 zogen dann 20 Familien nach Orbeljanowka (Orbel'yanovka) im Nordkaukasus.

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Anmerkungen

1 Transkaukasien = geographische Region südlich des Kaukasus, der die unabhängigen Staaten Armenien, Aserbaidschan und Georgien. Die Region wird im Norden durch das Kaukasusgebirge, im Süden durch die Grenze mit der Türkei und dem Iran und im Westen bzw. im Osten durch das Schwarze und das Kaspische Meer begrenzt.

2 Chiliasmus oder Millenarismus = aus dem Griechischen von chilias, 1000); bezeichnet den Glauben an die Wiederkunft Jesu Christi und seine tausendjährige Herrschaft auf Erden am Ende der Weltgeschichte bzw. am Ende allen Unheils, an dem nur die Gerechten teilhaben sollten. Sie gründen sich auf eine Stelle der Johannesoffenbahrung (Offb 1,1; 20, 1-8).
Der Begriff wird auch als Bezeichnung für den Glauben an das nahe Ende der gegenwärtigen Welt verwendet und ist manchmal mit der Erschaffung eines irdischen Paradieses, oder für einen apokalyptischen Fatalismus im Zusammenhang mit einer Jahrtausendwende verbunden.
Spuren des Chiliasmus findet man schon in den ersten Jahrhunderten der Christenheit. Bis weit ins Mittelalter hinein fürchteten die Menschen daher die Jahrtausendwende, die mit der Wiederkunft Christi zugleich den Weltuntergang besiegele. Die meisten protestantischen Reformatoren lehnten den Chiliasmus grundsätzlich ab, doch lebte er im 16. Jahrhundert bei den Täufern und Taboriten wieder auf und im 17. Jahrhundert hingen protestantische Erweckungsbewegungen dem Chiliasmus an. Von dort aus drang er in den Pietismus ein. Heute glauben beispielsweise die Adventisten, die Mormonen und die Zeugen Jehovas an ein Millennium.

3 Salomon Singer (jun.), *1830 in Korb, Waiblingen war der Sohn des chiliastisch gesinnten Weingärtners Salomon Singer (senior), *1778 in Korb. 1833 wanderte er mit seiner Frau Anna Maria Gruber, *1799 in Korb, und seinen 4 in Korb geborenen Kindern (Anna Maria, *1825, Johann Georg, *1828, Salomon, *1830 und Johann David, *1832) nach Gnadental in Bessarabien aus.
1854 heiratete Salomon (jun.) in Sarata Anna Barabara Föhl. Aus der Ehe gingen 5 Kinder (Christina Katharina, *1855; Johann Christian, *1856; Joseph Salomon, *1858; Wilhelm, *1861; Johann Joseph, *1863;) hervor.