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Die Ankunft in der neuen Heimat

Steppe
Steppe

Bei der Ankunft im Mai 1872 fiel es den Dagöschweden wie Schuppen von den Augen.

Alles was sie sahen war eine kilometerweit trockene mit hohem Gras überwucherte Steppenlandschaft, eine voll-kommene Einöde an der Grenze zur Kleinen Tatarei, dort wo sich bis 1775 die Saporoger Neue Sitsch befunden hatte, inmitten dem 'Wilden Feld', in einer Gegend, die durch Raubzüge der Nogaier1 unsicher gemacht wurde.

Pontisch-Kaspische Steppe (das Wilde Feld befindet sich im westlichen Teil)
Pontisch-Kaspische Steppe (das Wilde Feld befindet sich im westlichen Teil)
Kizi-Kermen 1840
Kizi-Kermen (türk.: Mädchenburg) 1840

Die Häuser, die angeblich fertig und die Felder, die bestellt sein sollten, gab es nicht. Es gab nicht einmal das im Ukas versprochene Holz, um sich ein Haus bauen zu können.

Es gab nur ein Kosakenfestung auf dem nahe gelegenen Hügel, die später Stadsbackan genannt wurde, die osmanische Festung Kizi-Kermen (1784 in Beryslaw umbenannt), wo die Siedler für die erste Zeit unterkamen und am gegenüberliegenden Fluss-ufer die von Meñli I. Giray gegründete Tatarenfestung Islam-Kirmen (1791 zu Ehren Graf Mikhail Kakhowskys in Kachowka umbenannt).

die Tatarenfestung Islam-Kirmen am linken Ufer des Dneprs
die Tatarenfestung Islam-Kirmen am linken Ufer des Dneprs
Schwedengebiet
Schwedengebiet

Der Überlieferung nach sollen die ersten Worte der Dagöschweden „Nun sind wir wirklich betrogen worden“ gewesen sein.

Auch das Siedlungsgebiet musste noch ausgemessen werden.

Obwohl Fürst Grigory Potjomkin, Generalgouverneur der südlichen Provinzen, noch 1871 dem Gouverneur von Neurussland, Nikolaj Danilovitj Jazykov, den Befehl erteilt hatte ein Stück Land am Dnepr nördlich von Kizi-Kirmen für die Schweden auszumessen, war der Befehl nicht ausgeführt worden.

Jeder Haushalt von vier Personen sollte 60 Desjatinen (ca. 65 ha) Land erhalten.

Wenige Tage nach ihrer Ankunft wurde ein langer und schmaler Streifen Land in einer hügeligen und anmutigen Gegend vom Fluss in Richtung Steppe von 12.000 Desjatinen ( 13.200 ha) ausgemessen.

 

Erdhöhle
Erdhöhle

Für den ersten Schutz und unter Leitung eines alten Kosaken aus der Festung sollen die Siedler Erdhöhlen (auf Russisch: землянка = Zemljanka auch: Zemlyanka) an der Stelle gegraben haben, wo später die deutschen Kolonien Mühlhausendorf und Klosterdorf entstanden sind. Erst dann wurde mit dem Aufbau des eigentlichen Dorfes begonnen.

Jede Siedlerfamilie erhielt Land durch Auslosung. Da es in Neurussland an Holz mangelte, beschloss der Gouverneur die Häuser aus Kalkstein zu bauen, die von den Kolonisten selbst in einem nahe gelegenen Steinbruch gebrochen werden musste.

Gammalsvenskby am Dnepr
Altschwedendorf am Dnepr
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Anmerkungen

1 Nogaier = türkisch-tatarisches Volk, das sich selbst als unmittelbaren Erben der einstigen Nogaier-Hord sieht. Die Volksbezeichnung rührt vom Namen des Mongolenherrschers Kara Nogai Khan her. Sie hatten die Reputation von Steppenvagabunden, die Außenseiter aufnahmen.