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Die Deutsche Ostsiedlung

(Teil 3 von 9)

18. Jahrhundert

Karl VI.
Karl VI.

Der Frieden von Passarowitz (21. 7. 1718) beendete den 6. Österreichisch-Türkischen Krieg. Das Osmanische Reich musste das Banat (Temescher Banat), die nördlichen Teile Bosniens und Serbiens (mit Belgrad) und die Kleine Walachei an Österreich abtreten.

Das Zurückweichen der Türken nach 1718 löste im habsburgischen Ungarn zur Sicherung der neu erworbenen fast menschenleeren Grenzgebiete eine groß angelegte staatliche Siedlungspolitik aus.

Die erste planmäßige Ansiedlungen fiel in die Jahre 1722-1726 und 1736-1738 und war vorwiegend dazu bestimmt, die Grenze zu sichern.

Mit dem ersten großen "Schwabenzug" unter Karl VI., auch "Karolinischer Schwabenzug" genannt, wurde das Banat (Banater Schwaben1) und die Schwäbische Türkei2 mit vornehmlich deutschstämmigen und katholischen Untertanen aus dem Westen und jenseits der westlichen Grenzen des Heiligen Römischen Reiches besiedelt.

die Schwäbische Türkei und das Banat in Mitteleuropa vor dem 1. Weltkrieg
die Schwäbische Türkei und das Banat in Mitteleuropa vor dem 1. Weltkrieg

 

Um Ausreisewillige zu gewinnen, wurden Werber eingesetzt, die auch für den Transport der Kolonisten zuständig waren.

Die Auswanderer erhielten kostenlos fruchtbaren Boden, 3 steuerfreie Jahre und einen Reisekostenzuschuss. Es waren zirka 3.000 deutsche Familien aus Lothringen, der Pfalz, Baden, Hessen, Nassau, Worms, Speyer und Straßburg.

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 1 Banat = Landstrich in Südosteuropa, der sich im Dreiländereck Ungarn-Serbien-Rumänien befindet und von der Marosch im Norden, der Theiß im Westen, der Donau im Süden und den westlichen Ausläufern der Süd-Karpaten im Osten begrenzt wird.
In der Antike war das Banat Teil des Königreichs Dakien und später nach den Trajan-Kriegen Teil der römischen Provinz Dacia. Während der Awarenzeit im 5. und 6. Jahrhundert siedelten sich Slawen in der Region an. Jahrhunderte später fiel das Banat an das Königreich Ungarn. Die Osmanen eroberten es 1526 und hielten es mehr als 160 Jahre besetzt, als es 1718 an Österreich fiel und bis zum Ersten Weltkrieg Teil Österreich-Ungarns blieb. Am 21. Juni 1919 wurde das Banat dreigeteilt. Gemäß dem Vertrag von Trianon fielen mehr als 60% an Rumänien, mehr als 30% an das Königreich Jugoslawien und zirka 1% verblieben bei Ungarn.
Die katholischen Vorfahren der Banater Schwaben sind vor fast 300 Jahren aus verschiedenen Teilen Süddeutschlands in das nach den Türkenkriegen fast entvölkerte Banat ausgewandert. Die Mehrheit der Siedler kam aus Franken, Bayern, Österreich, Elsaß-Lothringen, Luxemburg, aus dem Rheinland und aus der Pfalz. Auch kleinere Gruppen aus Mitteldeutschland sind nachweisbar. Nur ein kleiner Teil stammte aus dem Schwäbischen.
Warum sich trotzdem die Benennung "Schwaben" durchsetzen konnte, ist nicht geklärt. Wahrscheinlich ist es dem Umstand zu verdanken, dass die Mehrheit der Auswanderer in der schwäbischen Stadt Ulm registriert und eingeschifft wurde und mit den so genannten „Ulmer Schachteln“ auf der Donau bis Belgrad transportiert wurde, um von dort in die Bestimmungsorte gebracht zu werden.
Die Besiedlung des Banats fand in mehreren Etappen statt und war eine großangelegte, systematische und bis ins Detail geplante Aktion der österreichischen Verwaltung. Dörfer, Städte und Straßen wurden auf dem Reißbrett entworfen und widerspiegelten in ihrer Symmetrie die damalige absolutistische Baukultur.
Die Ansiedler fanden das Banat als nahezu menschenleere, von Wäldern durchzogene Sumpflandschaft vor. Entscheidend für das Gelingen der Ansiedlung im Banat war die Eindämmung der Sümpfe durch die Kanalisation der Bega. Der gewonnene Ackerboden erwies sich als äußerst fruchtbar und begründete den Wohlstand der Banater Schwaben im 19. Jahrhundert. Der Landstrich galt als Kornkammer Österreich-Ungarns. Die Festung Temeswar wurde zur blühenden Stadt und zum kulturellen Zentrum der Banater Schwaben.

 2 Schwäbische Türkei = ein deutsches Siedlungsgebiet im Süden von Transdanubien/Ungarn, begrenzt von der Donau und der Drau sowie vom Plattensee, einschließlich eines kleinen Teils der Südbaranya, das heute zu Kroatien gehört.
Das Gebiet wurde nach der Türkenherrschaft des 16. und 17. Jahrhunderts neben slowakischen, kroatischen und serbischen Kolonisten mit rund 200.000 Deutschen aus Franken, Hessen, Bayern und Schwaben besiedelt. So entstand der Name Schwäbische Türkei.