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Migrationsbewegungen

Südwestdeutschland als Auswanderungsland

im 18. Jahrhundert

Siedler in Braunschweig

Karl I., Herzog von Braunschweig und Lüneburg
Karl I.,
Herzog von Braunschweig und Lüneburg

mitte des 18. Jahrhunderts richtete sich der damalige Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Karl I., in seinem Gnadenbrief an protestantisch-reformierte1 (calvinistische) Familien, sich im protestantischen Braunschweig anzusiedeln.

Er wandte sich damit an Kurpfälzer2, die in den Kriegswirren des Pfälzischen Erbfolgekrieges ihren Grund und Boden um Heidelberg verloren hatten und hoffte mit ihrer Hilfe neue landwirtschaftliche Techniken einzuführen.

 

Hierzu muss gesagt werden, dass Deutschland, damals das Heilige Römische Reich deutscher Nation, im 18. Jahrhundert kein zusammenhängender Staat wie Spanien oder Frankreich war, sondern einem Flickenteppich ähnelte. Dieser Flickenteppich bestand aus großen, kleinen und kleinsten weltlichen und geistlichen weitestgehend unabhängiger Territorien. Die kleinsten Herrschaften umfassten gerade ein Gebiet von einem oder wenigen Dörfern.

Heilige Römische Reich deutscher Nation um 1789
Heilige Römische Reich deutscher Nation um 1789

 

Für einen Bürger war das Vaterland damals also nicht Deutschland, sondern Nürnberg oder Nördlingen.

 

Landschaft in Veltenhof
Landschaft in Veltenhof

1749/50 trafen 13 Familien aus der Kurpfalz ein und fanden in Hof- und Stall-gebäuden notdürftig Unterkunft. Sie erhielten den Grundbesitz des ehemaligen Waisenhauses Beatae Mariae Virginis, kurz BMV genannt, in Veltenhof3 als Erbpacht, für den sie jährlich 709 Taler zu bezahlen hatten.

die Oker bei Hochwasser
die Oker bei Hochwasser

Drei Jahre dauerte es, bis sie 1753 endlich die 8 bescheidenen Siedler-häuser an der Straße des entstehenden pfälzischen Straßendorfes entlang der Oker beziehen konnten.

Das Leben der Zu-wanderer war hart und voller Entbehrung, aber immer noch besser als das, was sie in ihrer vom Krieg zerstörten Heimat um Heidelberg herum hinter sich gelassen hatten.

Noch waren sie "Ausländer" in diesem Land, grenzten sich ängstlich von ihrer Umgebung ab und pflegten Pfälzer Bräuche und Dialekt. Aus der Pfalz hatten die Einwanderer ihr reformiertes (calvinistisches) Bekenntnis mitgebracht und hielten auch in der lutherischen Umgebung daran fest.

Die Kolonisten führten einen harten Kampf mit dem kargen Sandboden, mit Krieg und Krankheit.

Braunschweig in Deutschland
Braunschweig in Deutschland

Der vom Herzog gewünschte Weinbau misslang zwar, die mitgebrachten Erfahrungen im Tabakanbau aber gewährten den Einwanderern anfangs einen bescheidenen Lebens-standard.

Als die Bauern feststellten, dass sich der sandige Boden hervorragend für Spargel eignete, wird dieser seit 1850 in Veltenhof und Umgebung angebaut.

Seit 1931 ist Veltenhof ein Stadtteil am Rande Braunschweigs in Niedersachsen.

spread of German language

 

Wenn du die Verbreitung der deutschen Sprache in Europa in den verschiedenen Epochen (7. - 20.Jahrhundert) sehen willst, dann klicke auf das Bild hier rechts right

 

 

 

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1 reformierte Kirche (oft auch: evangelisch-reformierte Kirche): auf die Reformation Ulrich Zwinglis und Johannes Calvins (Calvinismus) zurückgehende Kirchengemeinschaften, die hauptsächlich in der Schweiz, in Schottland, in einigen Teilen Deutschlands, in Frankreich, in Ungarn und den USA (Presbyterianer) verbreitet ist.

2 Die Protestanten im Kurpfälzer Bereich litten unter der damals aktuellen ,,Gegenreformation". Die französisch-katholische Besetzung des Rhein-Main-Gebietes brachte einen Terror gegen alles Protestantische mit sich. Die in Lutheraner und Reformierte (Calvinisten) geteilten Protestanten hielten diesem Druck nicht immer stand. Nicht einmal das bestehende Auswanderungsverbot und die angedrohten Strafen bei einer Rückkehr konnten sie davon abhalten, den langen Marsch nach Norden anzutreten.

3 Das mittelalterliche Dorf Veltenhof wurde erstmals 1007 als „Theletunnum“ in einer Urkunde des Klosters Steterburg urkundlich erwähnt und 1031 war es als „Velittunum“ der St. Magnikirche in Brunswiek unterstellt. Ab 1296 wurden alle grundherrlichen Rechte an das Marienhospital (Hospitals Beatae Mariae Virginis) verkauft.

Die Sanddünen am nördlichen Okerufer brachten allerdings wenig Ertrag und so verwilderte Theletennum bald wieder, mit Ausnahme eines einzigen Hofes, der 1296 Vorwerk des Braunschweiger Waisenhauses BMV geworden war. Auf diesem Hof wurden die Pfälzer Einwanderer angesiedelt.