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Deutsche in Pennsylvania

Im 18. Jahrhundert zogen viele religiös Motivierte in die Vereinigten Staaten, vor allem nach Pennsylvania, um bei der dort gewährten Religionsfreiheit ohne Repressalien leben zu können.

Die Bauern - der 3. Stand trägt die Last der anderen zwei Stände. Er stützt sich dabei auf seine Hacke, aus seiner Tasche hängen Zettel mit Steuern, Zehnt, Fron- und Militärdienst, seine Saat wird von gefräßigen Rebhühnern und Hasen aufgefressen (adliges Jagdprivileg). Der Abbé ist geprägt von Prunksucht, der Degen des Herzogs ist von Blut gerötet.
Die Bauern, der 3. Stand,
trägt die Last der anderen zwei Stände"

Realteilung1, Überbevöl-kerung, Missernten, überhöhte Belastungen des Staates und religiöse Unterdrückung hatten schon Ende des 17. Jahrhunderts zu Auswanderungen nach Übersee geführt. Es waren Protestanten wie z. B. Mennoniten2, Amische3 und Quäker4. Viele von ihnen kamen aus der Kurpfalz und hatten dort erst einige Jahre oder Jahrzehnte Unterschlupf erhalten. Wenig verwunderlich, dass “Palatine”, das englische Wort für Pfälzer, lange Zeit Synonym für alle Einwanderer aus deutschen Landen war.

Englische Werber lockten mit Versprechen, wie Freiheit, ein besseres Leben, kostenlose Überfahrt, für 12 Monate 9 Pence für den Lebensunterhalt pro Tag und Person, 40 Morgen Land pro Familienoberhaupt und 7 Jahre Steuerfreiheit protestantische5 Familien nach Übersee, nach Amerika, in die neue Welt.

 

Die erste große Massenauswanderung aus der Kurpfalz nach Nordamerika des 18. Jahrhunderts setzte 1709 ein.

Tausende von Pfälzern zogen rheinabwärts, um von Rotterdam aus weiter nach England zu gelangen und sich dort nach Nordamerika einzuschiffen. Ein großer Teil dieser Auswanderer, die bis Herbst 1709 in England eingetroffen waren, musste dort monatelang in großen Elendslagern auf Weiterbeförderung warten.

Rund 4.000 Pfälzer wurden in der irischen Grafschaft Limerick und in Old Ross, Grafschaft Wexford, angesiedelt.

Bauern bezahlen den Zehnt
Bauern bezahlen den Zehnt

Viele von ihnen waren gezwungen, wieder die Rückreise in die Heimat anzutreten, was nicht einfach war, denn eine mit Erlaubnis der Obrigkeit vorgenommene Auswanderung war mit der Zahlung verschiedener Gebühren verbunden, und zwar für die Freilassung, d.h. die Entlassung aus der Leibeigenschaft, für die im 18. Jahrhundert in der Kurpfalz in der Regel der zehnte Teil des Vermögens gezahlt werden musste. Hinzu kam die sogenannte Nachsteuer, die grundsätzlich von jedem aus dem Land gehenden Besitztum und Vermögen erhoben wurde, sowie Kanzlei- und Schreibgebühren. Mit der Entlassung aus der Leibeigenschaft oder der Aufgabe des Bürgerrechtes gab ein Auswanderer nicht nur seine Pflichten auf, sondern verlor auch alle Rechte, die man nicht so einfach wieder in Anspruch nehmen konnte.

 

Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz
Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz

Hinsichtlich der Massenauswanderung aus der Kurpfalz befürchtete der pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm eine Entvölkerung seines Landes mit einer damit verbundenen Senkung seiner Einnahmen. So erließ er im April 1709 eine Verordnung, die das Auswandern in die sogenannte "Insul Pensylvaniam" verbot. Trotzdem hörten die Auswanderungen nicht auf; nun erfolgten sie heimlich.

Bis 1727 kamen etwa 15.000 "Palatines" im Hafen von Philadelphia an. Zwischen 1727 und 1775 folgten weitere ca. 70.000 Personen. 1775 bestand ein Drittel der Bevölkerung Pennsylvanias aus deutschstämmigen Bewohnern.

 

1741 kam es zur Auswanderung lutherischer und reformierter6 (calvinistischer) Familien aus der Kurpfalz. Auch sie folgten den englischen Verlockungen und Versprechen, Virginia, North Carolina, New York und Pennsylvania aufzubauen.

 

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1 Durch die Realteilung wurde der Besitz einer Familie, insbesondere der Landbesitz, real unter den Erbberechtigten aufgeteilt. Diese Aufteilung fand bei jedem Erbgang statt, sodass die Anzahl von Kleinstparzellen mit der Zeit anstieg. In der Landwirtschaft führte die fortgesetzte Realteilung zu einer Zersplitterung des Ackerlandes in eine Vielzahl kleiner Äcker, oft in Form schmaler Streifen.

Die Realteilung führte in Altwürttemberg dazu, dass di Äcker bald zu klein waren, um eine Familie zu ernähren, deshalb gab es in Württemberg schon früh Nebenerwerbslandwirte, die nebenbei ein Handwerk betrieben. Gleichzeitig sicherte das ererbte Gut einen Mindestunterhalt, denn man erbte nicht nur ein Stück Acker, sondern auch einen Anteil am elterlichen Haus. Allerdings waren das oft nur einzelne Zimmer, in denen sich ganze Familien zusammendrängten.

2 Mennoniten = Anhänger einer evangelischen Freikirche, die die Erwachsenentaufe pflegt u. den Wehrdienst u. die Eidesleistung ablehnt.

3 Amische = eine Gruppe der Mennoniten, die sich wegen ihrer strengeren Auffassung von Kirchenzucht 1693 von den übrigen Mennoniten trennte und seither eine eigene religiöse Gemeinschaft bildet.

4 Quäker = eine christliche Religionsgemeinschaft, die vor allem in den englischsprachigen Teilen der Welt und in Afrika Verbreitung fand.
Grundgedanke ist die Vorstellung einer Erleuchtung durch Gott, die jeden Menschen als Quelle der Gotteserkenntnis und einer wirklich christlichen Lebensführung erreichen kann. Sakramente, wie Kindertaufe und Abendmahl werden verworfen, Vergnügungen gelten als anrüchig, Kriegsdienst wird abgelehnt.

5 Die Protestanten litten unter der damals aktuellen ,,Gegenreformation". Die französisch-katholische Besetzung des Rhein-Main-Gebietes brachte einen Terror gegen alles Protestantische mit sich. Die in Lutheraner und Reformierte (Calvinisten) geteilten Protestanten hielten diesem Druck nicht immer stand. Nicht einmal das bestehende Auswanderungsverbot und die angedrohten Strafen bei einer Rückkehr konnten sie davon abhalten, den langen Marsch nach Norden anzutreten.

6 reformierte Kirche (oft auch: evangelisch-reformierte Kirche): auf die Reformation Ulrich Zwinglis und Johannes Calvins (Calvinismus) zurückgehende Kirchengemeinschaften, die hauptsächlich in der Schweiz, in Schottland, in einigen Teilen Deutschlands, in Frankreich, in Ungarn und den USA (Presbyterianer) verbreitet ist.