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Das Neurussische Fürsorgekontor in Odessa

(Teil 3 von 3)

Opernhaus in Odessa
Opernhaus in Odessa

Zwischen 1803 und 1818 bestand hier in Odessa das Neurussische Fürsorgekontor als Kanzlei für die Neurussland-Siedler im Gebiet von Odessa, die 1818 für etwa 15.500 nichtrussische Siedler zuständig war. Dazu gehörten die nordwestlich gelegenen Siedlungen der Schwarz-meerdeutschen mit den 4 Distrikten: Großliebental, Beresan, Kutschurgan und Glückstal, verschiedene einzelne deutsche Dörfer, sowie die bulgarischen und griechischen Distrikte: Ternovka, Buyalik und Parkani. Zusätzlich wurden vier schwedische, neun jüdische und das serbische Dorf Zetin verwaltet. Nach 1818 wurde die Kanzlei zu einer regionalen Niederlassung des Fürsorgekomitees1 für ausländische Siedler in Cherson, die 1833 geschlossen wurde.

deutsche Kolonien im Bezirk Odessa
deutsche Kolonien im Bezirk Odessa

 

Während des Zweiten Weltkrieges war Odessa von 1941 bis 1944 von rumänischen und deutschen Truppen besetzt und war ab Dezember 1941 Sitz des rumänischen Hauptquartiers von Transnistrien. Während der Besatzungszeit wurden etwa 60.000 Einwohner ermordet oder deportiert, die meisten davon waren Juden.

 

Heute gehört die Stadt Odessa  (ukrainisch Одеса; rus-sisch Одесса) zur Ukraine und ist der Hauptort des gleichnamigen Verwaltungs-gebietes. Mit 1,03 Millionen Einwohnern ist sie die wich-tigste Hafenstadt des Landes am Schwarzen Meer.

Die historische Architektur der Stadt hat mehr einen mediterranen als russischen Touch, der stark vom französischen und italienischen Stil beeinflusst wurde.

 

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Anmerkungen

1 Fürsorgekomitee = Zur Betreuung der Kolonisten wurde am 26. Juli 1800 ein “Kontor für ausländische Kolonisten” mit Sitz in Jekaterinoslaw (Dnipropetrowsk) eingerichtet, 1801 umbenannt in “Fürsorgekomitee für die ausländischen Kolonisten in Neurussland”. Es bestand aus einem Vorsitzenden, auch Hauptkurator genannt, und zwei Mitgliedern, nebst den nötigen Schreibern, Landmessern, 4 Übersetzern, 1 Arzt, 1 Veterinär und sonstigen Beamten. Diesem Komitee lag die politische Verwaltung der Kolonien ob.
Nur die Kriminalverbrechen unterstanden der allgemeinen staatliche Gerichtsbarkeit, vorausgesetzt, dass das Fürsorgekomitee zu weit von den betreffenden Kolonien entfernt lag.
Das Fürsorgekomitee unterstand bis 1837 dem Innenministerium, dann dem Staatsdomänenministerium.
Das Fürsorgekomitee bildete eine wichtige intermediäre Institution. Es war die Verbindungsstelle zwischen der russischen Regierung und den Kolonisten und wirkte nicht nur als Förderungs-, sondern auch als Kontrollorgan. Der Instanzenweg war somit folgender: Dorfamt, Gebietsamt oder Wolost, Kontor und Fürsorgekomitee.
Aufgabe des Fürsorgekomitees war die Erteilung der russischen Staatsbürgerschaft, die Leitung der Ansiedlung nach geltenden Regeln, die Wahrung der den Kolonisten zugesicherten Rechte, Freiheiten und Privilegien und schließlich die Aufsicht und Kontrolle über die Verbindlichkeiten der Kolonisten gegenüber der russischen Regierung.
Präsidenten der Fürsorgekomitees waren von 1818 bis 1841 General der Infanterie Iwan Inzow, von 1841 bis 1849 Staatsrat Eugen von Hahn, von 1849 bis 1853 Baron von Rosen, von 1853 bis 1856 Baron von Mestacher, von 1856 bis 1858 Vladimir Aleksandrovich Islavin, von 1858 bis 1866 Alexander von Hamm, von 1866 bis 1867 Fedor Lysander und von 1867 bis 1871 Wladimir von Oettinger.
Das Fürsorgekomitee wechselte wiederholt seinen Standort. Von 1818-1822 hatte es seinen Sitz in Jekaterinoslav. Als Inzow 1822 zum Gouverneur der 1812 neuerworbenen Provinz Bessarabien ernannt wurde, nahm er den ganzen Beamtenstab des Fürsorgekomitees mit sich nach Kischinew, wo es bis 1833 verblieb. Als Inzow 1833 Nachfolger des Generalgouverneurs von Neurussland Alexandre-Louis Andrault Graf Langeron wurde, kam Inzow nach Odessa und der ganze Apparat des Fürsorgekomitees folgte ihm. Hier verblieb es bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1871.