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Der Kosakenaufstand unter Stenka Rasin (1670-71)
Stenka Rasin
m 4. September 1669 brach Stenka Rasin mit seinen Kosaken von Astrachan auf, um gemäß dem Willen des Zaren Alexei I. an den Don zurückzukehren.
War Stenka aber ernstlich entschlossen sein Versprechen zu erfüllen? Die Aussicht, sich wieder unter die "registrierten" Kosaken einzureihen und mit spärlichem Wehrsold vorlieb nehmen zu müssen, war ja nicht gerade verlockend. Zudem bestand ja keine Gewissheit darüber, ob der Zar die Anführer der Räuberbande würde straflos ausgehen lassen, nachdem sie sich erst einmal aufgelöst hatte.
Schon in Zarizyn geriet Rasin in heftigen Streit mit dem dortigen Wojewoden Unkovsky, weil dieser befohlen hatte, die durchreisenden Kosaken nicht in die Stadt zu lassen und ihnen keinen Wein zu verkaufen, um Orgien und Ausschreitungen zu verhüten. Daraufhin brachte Rasin Unkovsky beinahe um, befreite die Sträflinge aus dem Gefängnis und bediente sich selbst, indem er eine Kneipe öffnete.
Rasin gründete nun auf einer Insel des Dons das Städtchen Kagalnik und umgab es mit einem Erdwall.
Als im Frühjahr 1670 die Begnadigungsurkunde des Zaren Alexei I. eintraf, wollte Stenka nichts mehr davon wissen; er widersetzte sich jeder Versöhnung mit Moskau und ließ den Überbringer des entgegenkommenden Schreibens im Don ertränken.
Aus allen Teilen des Reiches strömten nun Flüchtlinge heran und vergrößerten seine Bande, während seine Abgesandten Kosakenvereine gründeten, Aufstände erregten, Gutsbesitzer töteten und dessen Höfe plünderten. Der Einfluss Rasins erstreckte sich im Norden bis an das weiße Meer und nach Westen bis zur Grenze Polens.
Boris Kustodiev: Stenka Rasin
Als Prinz Prosorowski, Wojewode von Astrachan, von dem Chaos in Zarizyn hörte, schickte er den Schweden Vaderos zu Rasin, der ihm befahl seine Anhänger auszuliefern und sich davon abzuhalten, flüchtigen Bauern Schutz und Zuflucht zu gewähren. Stenka Rasin wurde zornig, denn noch nie hatte ein Kosake seine Freunde preisgegeben. Und sogleich nahm er den revolutionären Kampf gegen die russische Staatsgewalt auf.
Rasin nahm mit seiner Schar außer Zarizyn auch die Cherkassk, Kamyschin und andere Städte, schaffte in ihnen die zaristische Regierung ab und führte die Kosakenverfassung ein, nachdem alle Beamten und Bojaren ermordet worden waren. Die von Prosorowski, der Wojewode von Astrachan, ausgesandten Truppen erhoben sich gegen ihre Befehlshaber, töteten sie und gingen mit ihren Booten zu Rasin über.
Am 18. Juni 1670 erschien Rasin mit seinem Heer von nun 7.000 Männern vor Astrachan, das damals von einer hohen, mit 460 Kanonen besetzten Mauer umgeben war.
Prosorowski traf alle ihm zur Verfügung stehenden Verteidigungsvorkehrungen. Am 21. Juni machte Rasin einen Scheinangriff auf eines der Tore, während seine Truppen mit Sturmleitern einen andern Teil der Mauer erstiegen und in die Stadt eindrangen.
das Massaker von Astrachan
Der Pöbel fiel über die Besatzung und ihre Anführer her, konnte sich dem Angriff aber nicht widersetzen. Prosorowski wurde verwundet in die Kathedrale getragen, die schon mit flüchtenden Männern, Frauen und Kindern angefüllt war. Als die Räuber die Türen der Kathedrale aufbrachen, wurde der Wojewode auf den hohen Altan getragen, der die Kathedrale umgibt, während die übrigen Gefangenen gebunden wurden; sie alle erwarteten ihr Schicksal aus dem Munde Stenka Rasins.
Am Morgen darauf erschien Rasin, fasste selbst den Fürsten Prosorowski und stürzte ihn vom Altan herab. Hierauf befahl er alle Gefangenen zu töten, worauf die Stadt der Plünderung der Kosaken Preis gegeben war und Tausende der Einwohner eines qualvollen Totes umkamen.
Stenka Rasin führte in Astrachan die Kosakenverwaltung ein und teilte seine Leute, wie bei den Kosaken üblich, in Hundertschaften und Zehnmännergruppen. Die Gemeinschaft bildete so wehrhafte "Räuberrepublik", in der Stenka Rasin als Hetman den Oberbefehl innehatte, während für gesetzgeberische Beschlüsse die Rada (Ring), eine Art Landesgemeinde, zuständig war.
Rasin verließ die Stadt, die er unter Befehl des Hetmans Waska Uss stellte und auf 200 Booten zog er mit seinem Heer und unendlich reicher Beute die Wolga hinauf und dem Ufer entlang folgten 2.000 Mann Kavallerie.