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Deutsche Siedlungen im Osten
oder
Russland wendet sich nach Westen

(Teil 2 von 2)

Moskau brennt

Devlet I. Giray
Devlet I. Giray

Krimtatarische und osmanische Armeen forderten immer wieder das von Iwan IV. in den Jahren 1552 und 1556 eroberten Wolgagebiet für den Islam zurück.

1571 gelang es einer kleinen Armee des Krimkhans Devlet I. Giray die schlecht geschützten russischen Befestigungen unentdeckt zu umgehen, am 24. Mai 1571 vor Moskau aufzutauchen und die Vorstädte mit Feuerpfeilen zu beschießen. Das Feuer breitete sich sehr schnell auf die ganze Stadt (den Kreml ausgenommen), die zu großen Teilen aus Holz errichtet worden war, aus.

Moskau brennt

In wenigen Stunden brannte die von Truppen und Flüchtlingen überfüllte Stadt vollständig nieder. Tausende fanden in den Flammen den Tod oder wurden auf der Flucht im Gedränge zer-quetscht oder zertreten. Es war eines der schwersten Brände in der Geschichte Moskaus. Historiker schätzen die Zahl der Opfer des Brandes auf über 10.000 Menschen.

„Man fand in der Stadt nicht einmal mehr einen Pfahl, an den man sein Pferd binden konnte“,

so drückte ein deutscher Augenzeuge das Maß der Verwüstung aus.

 

Bald erfuhren die Slobodabewohner aber, wie sehr ihr Schicksal von der Unberechenbarkeit des Herrschers abhing.

Empört über den Verrat zweier deutscher Gesandter, die Iwan IV. mit einem geheimen Auftrag nach Livland geschickt hatte, wurden im Winter 1578 auf seinen Befehl deutsche Häuser geplündert, die protestantische Kirche, die St. Michaelskirche, zerstört und 378 Menschen gefoltert und hingerichtet.

Allegorie der tyrannischen Herrschaft Iwans des Schrecklichen
Allegorie der tyrannischen Herrschaft Iwans des Schrecklichen

 

Der seit 1573 in Moskau lebende englische Forscher, Diplomat und Politker Jerome Horsey, Leiter des Moskauer Handelskontors "Russische Gesellschaft englischer Kaufleute" berichtete den tragischen Vorfall in der deutschen Ausländersiedlung folgendermaßen:

"... Der Zar entzürnte sich .... In der Nacht entsandte er Tausende von Schützen zu ihnen, um sie zu berauben un zugrunde zu richten: Man riß ihnen die Kleider vom Leib, alle Frauen - ob jung, ob alt - wurden auf barbarische Weise geschändet, die jüngsten und hübschesten jungen Mädchen nahmen sie mit, um ihre verbrecherische Wollust zu befriedigen ."

 

Zeitgenössische Berichte bestätigen, dass der Zar bei den Folterungen und Hinrichtungen der 378 Männer, Frauen und Kinder persönlich anwesend war.

 

Wiktor Wasnezow: die Opritschnina jagt Schrecken unter der Bevölkerung ein
Wiktor Wasnezow:
die Opritschnina jagt Schrecken
unter der Bevölkerung ein

Der Pogrom gegen die Fremden bewirkte Un-mut auf deutscher Seite, ohne dass jedoch daraus Konsequenzen gezogen wurden: als sich nach dem Tode des Zaren (1584) die Möglichkeit zur Rückkehr in ihre Heimat bot, blieb ein großer Teil der Deutschen in Moskau zurück.

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Anmerkungen