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Die Ansiedlungspolitik unter Alexander I.

(Teil 3 von 3)

Die Kolonien bei Mariupol1 am Asowschen Meer

ehemaliges deutsches Haus mit Walmdach im Gouvernement Tschernigow
ehemaliges deutsches Haus mit Walmdach
im Gouvernement Tschernigow

Eine weitere Ansiedlung bei Mariupol kam dann aus Russland selbst. Die deutschen Vorfahren dieser Siedler hatten sich schon ab 1765, zur Zeit Katharina II., im Gouvernement Tscherni-gow, nördlich von Kiew, niedergelassen, wo 147 Familien 6 Dörfer gründeten. Landmangel trieb den Nach-wuchs (122 Familien) im Herbst 1831 nach Mariupol in die Nähe des Asowischen Meeres.

ein Haus in Großwerder im Jahr 2009
ein Haus in Großwerder im Jahr 2009

Im Jahre 1832 gründeten sie die Kolonien Belowesch2, Rundewiese3, Kaltschinow-ka4, Klein-Werder5 und Groß-Werder6. Diese fünf Tochterkolonien erhielten die Namen ihrer Mutterkolonien im Tschernigowschen Gou-vernement.

 

ein verlassenes Haus in Friedrichstal
ein verlassenes Haus in Friedrichstal

Eine weitere Ansiedlungs-welle bestand aus Menno-niten aus dem Chortitzer Mennonitengebiet. Ihre Vor-fahren hatten sich schon 1790 zu Katharinas Zeiten am Dnepr bei Alexandrowsk im Jekaterinoslawer Gouver-nement niedergelassen.

1836 gründeten sie Bergtal7, 1837 Schönfeld8, 1838 Schöntal9, 1841 Heubuden10, Luisental11 (Gründungsjahr unbekannt) und 1852 Friedrichstal12.

 

Landstraße
Landstraße

Nach Aufhebung der Kolo-nistenprivilegien und der Einführung der 6-jährigen Wehrpflicht (1871) ver-kauften die Mennoniten (bis auf die von Friedrichstal) ihre Kolonien und wanderten in die USA aus.

 

Die letzte Kolonie auf Kronsland war die der Petersburger Siedler. 37 Familien aus der Kolonie Jamburg, angelegt bei Petersburg im Jahre 1767, gründeten im Jahr 1848 die katholische Tochterkolonie Neu-Jamburg13.

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Anmerkungen

1 Mariupol = die auf der Krim ansässigen Armenier und Griechen baten den Zaren wegen der zahlreichen Bedrückungen, die sie von ihren tatarischen Herrschern erlitten, noch bevor die Krim mit dem russischen Reich vereinigt wurde, um Land zur Ansiedlung. Dieses wurde ihnen im 1778 mit Privilegien (Befreiung vom Militärdienst, zehnjährige Steuerfreiheit, 30 Desjatinen Land pro Familie; den Unbemittelten wurde ein zehnjähriges Darlehen zur Errichtung und Ausstattung der Wirtschaften in Aussicht gestellt) gewährt.
Zirka 18.000 Griechen und Armenier ließen sich am Asowschen Meer nieder. Die Griechen erhielten an den Flüssen Kalmius, Mokryje Jaly und Berda 350.000 Desjatinen, wo sie die Stadt Mariupol (1779) und 24 Dörfer gründeten, die sie nach den Ortschaften ihrer früheren Heimat Jalta, Ursuw usw. benannten; die Armenier ließen sich in fünf Dörfern auf 12.000 Desjatinen nieder und gründeten die Stadt Nachitschewan.

2 Die evangelische Tochterkolonie Belowesch (auch: Nr. 20, Belowesh, Bellagwesch, Bjelowesch, Bjelowesh, Belowesh; heute: Bilovezh im Oblast Saporischschja) wurde 1832 von 26 Familien aus Belowesch im Gouvernement Tschernigow gegründet.

3 Die evangelische Tochterkolonie Rundewiese (auch: Nr. 21, Lugansk; heute: Luhans'ke) wurde 1832 von 26 Familien aus der Mutterkolonie Rundewiese im Gouvernement Tschernigow gegründet.

4 Die evangelische Tochterkolonie Kaltschinowka (auch: Nr. 22; heute: Kal'chynivka) wurde 1832 von Familien aus Kaltschinowka im Gouvernement Tschernigow gegründet.

5 Die katholische Tochterkolonie Klein-Werder (auch Nr. 23, Jekaterinopolj, Pervomayskoye; heute: Pershotravneve) wurde 1831 von 16 Familien aus der gleichnamigen Mutterkolonie im Belowesher Siedlungsgebiet im Gouvernement Tschernigow gegründet.
Im Zuge der Kollektivierung, in den 1920er Jahren, wurden aus Groß- und Kleinwerder insgesamt 30 Familien verbannt. Während der Hungersnot 1932/33 kamen in den beiden Dörfern ca. 600 Einwohner ums Leben.

6 Die katholische Tochterkolonie Groß-Werder (auch Nr. 24, Marinowka, Marinowkja, heute: Nazarivka) wurde 1832 von 28 Familien aus der gleichnamigen Mutterkolonie im Belowesher Siedlungsgebiet im Gouvernement Tschernigow. Im Zuge der Kollektivierung, in den 1920er Jahren, wurden aus Groß- und Kleinwerder insgesamt 30 Familien verbannt. Während der Hungersnot 1932/33 kamen in den beiden Dörfern ca. 600 Einwohner ums Leben.

7 Die mennonitische Tochterkolonie Kolonie Bergtal (auch: Nr. 1, Bodai, Bodni, Bodnja, Petro-Pawlowka) wurde 1836 von 29 Familien aus dem Gebiet Chortitza gegründet. 1875 wurde die Kolonie von der Planer Kolonie erworben. Das noch von den Mennoniten errichtete Bethaus wurde für die katholischen Gottesdienste eingerichtet. Die Mennoniten wanderten in die USA aus.

8 Die mennonitische Tochterkolonie Schönfeld (auch: Nr. 2, Ksenjewka; heute: Ksenivka) wurde 1837 von 25 Familien aus dem Gebiet Chortitza gegründet. 1875 wurde die Kolonie von der Planer Kolonie erworben. Die Mennoniten wanderten in die USA aus.

9 Die mennonitische Tochterkolonie Schöntal (auch: Nr. 3; heute: Respublika) wurde 1838 von 31 Familien aus dem Gebiet Chortitza gegründet. 1875 wurde die Kolonie an Berdjansker Schwaben verkauft. Die Mennoniten wanderten in die USA aus.

10 Die mennonitische Tochterkolonie Heubuden (auch: Nr. 4, Heuboden, Sergejewka; heute Servhiivka) wurde 1841 von 28 mennonitischen Familien aus dem Gebiet Chortitza gegründet. 1875 wurde die Kolonie an Berdjansker Schwaben aus Neu-Hoffnung verkauft. Die Mennoniten wanderten in die USA aus.

11 Die mennonitische Tochterkolonie Luisental wurde von mennonitischen Familien aus dem Gebiet Chortitza gegründet. 1875 wurde die Kolonie an Berdjansker Schwaben aus Neu-Hoffnung verkauft. Die Mennoniten wanderten in die USA aus.

12 Die mennonitische Tochterkolonie Friedrichstal (auch: Nr. 5; heute: Fedorivka) wurde 1852 von mennonitischen Familien aus dem Gebiet Chortitza gegründet.

13 Die katholische Tochterkolonie Neu-Jamburg (auch Nr. 27, Nowokrassnowka; heute: Novokrasnivka) wurde 1842 von 37 Familien aus der Mutterkolonie Jamburg bei St. Petersburg gegründet.