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Die „rheinischen“ Kolonisten von 1803

(Teil 2 von 3)

Ulmer Schachtel
Ulmer Schachtel

Je nach Reiseroute dauerte die Reise für die über 2.000 km lange Strecke zwei bis sechs Monate. Die Reise verlief vorwiegend auf der Donau, wozu die Auswan-derer auf dem Landweg bis Ulm zogen.

In Ulm erhielten sie den russischen Pass und wurden auf Ulmer Schachteln1 bis Wien, Budapest oder fluss-abwärts bis zum Donaudelta kurz vor der Mündung ins Schwarze Meer gebracht. Von dort aus gelangte ein Teil auf der Donau bis Ismajil, der andere Teil auf dem Landweg nach "Neurussland", der späteren Ukraine.

Donau
die Donau

 

Dubossary
Dubossary

Zieglers2 Kolonisten reisten nicht, wie erwartet von Galatz mit dem Schiff weiter nach Odessa, sondern wählten den Landweg. Der erste Trans-port dauerte von Galatz bis Dubossary, für 300 km, zehn Tage.

 

In der Zeit vom 24. August bis zum 11. September 1803 waren die ersten 3 Transporte in Dubossary angekommen, wo sie nach den Vorschriften 12 Tage in Quarantäne gehalten wurden. Für die Einwanderer standen nur vier baufällige, feuchte und niedrige Lehmhütten bereit, die je 5-7 Personen Platz boten.......

Der Quaranänearzt in der Grenzstadt Dubossary schickte dann am 18. September einen erschütternden Bericht über die Lage der Kolonisten nach St. Petersburg:

"Die Einwanderer seien alt und zum großen Teil Handwerker von Beruf. Ihre Kinder besäßen überhaupt keine warme Kleidung".

 

Auswanderung
Auswanderer

Die Regierung warf Ziegler die schlechte Auswahl der Kolonisten und die hohen Reisekosten vor und unter Hinweis auf die Armut der Kolonisten wurde ihm jede weitere Anwerbung bis auf weiteres untersagt.

Ansiedlungen hätten ja nur Erfolg, wenn die Kolonisten etwas Vermögen mitbrächten.

 

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Anmerkungen

1 Die Ulmer Schachtel, ursprünglich lediglich ein Spottname für die äußerst einfache Konstruktion der Wiener Zille, einem flachbodigen Einweg-Bootstyp, das seit dem Mittelalter auf der Donau der Warenbeförderung diente. Während die Boote anfangs maximal 22 m lang und 3 m breit waren, vergrößerten sich ihre Maße mit der Zeit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichten sie Größen von bis zu 30 Meter Länge und 7,5 Meter Breite. Die Bordwand dieser Boote hatte eine Höhe von etwa 1,5 Metern. Auf der Mitte des Schiffes befand sich eine größere Holzhütte. Bei Warentransporten lagerte hier das Handelsgut; bei Auswanderungen war dies der Wetterschutz der Passagiere. Anfang des 19. Jahrhunderts diente der Bootstyp der Ulmer Schachtel deutschen Auswanderern als Verkehrsmittel, um in die Länder des südöstlichen Europas zu gelangen. Sie schifften sich in Deutschland ein und fuhren die Donau abwärts in Richtung der Mündung ins Schwarze Meer. Die Ulmer Schachtel dient auch heute noch im deutschen und österreichischen Donauraum als Arbeits-, Fischer- und Freizeitboot.

2 Franz Ziegler, französischer Offizier, der 1803 Kolonisten auf beiden Seiten des Rheins anwarb.