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Die Rückwanderung der Volksdeutschen1
fremder Staatsangehörigkeit

(Teil 1 von 3)

Förderung des "Deutschtums2" in den preußischen Ostgebieten3

Für lange Zeit war in deutschen Landen unbeachtet geblieben, dass Millionen von Deutschstämmigen sich seit dem 18. Jahrhundert in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa etabliert hatten.

deutsche Sprachinseln in Europa bis 1945
deutsche Sprachinseln in Europa bis 1945
polnische Landesteile Preußens von 1795-1807
polnische Landesteile Preußens von 1795-1807

In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts waren aus den polnischen Landesteilen Preußens Hunderttausende von Polen, aber noch mehr Deutsche, wegen schlechten Arbeitsbedingungen und Lebensverhältnissen in die westdeutschen Industriegebiete an Ruhr und Rhein abgewandert, wo die Schwerindustrie boomte, oder hatten ihr Glück in der Auswanderung nach Übersee gesucht.

Diesen durch Ab- und Auswan-derung entstandenen Mangel an Landarbeitern versuchten die Gutsbesitzer durch Beschleuni-gung der Mechanisierung, durch Kinderarbeit (in der Erntezeit wurden die Kinder von der Schule "dispensiert"), durch Saisonarbeiter und durch Anwerbung von Rückwanderern aus Russland zu beheben.

 

Ab den 1880er Jahren wuchs das Interesse an den "Volksdeutschen fremder Staatsangehörigkeit", was im deutschen Kaiserreich4 die Hoffnung auf Rekrutierung landwirtschaftlicher Arbeitskräfte und Siedler verband.

Deutsches Kaiserreich von 1871 - 1918
Deutsches Kaiserreich von 1871 - 1918 (in blau: Königreich Preußen von 1866)

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Anmerkungen

1 Volksdeutsche = (bes. nationalsozialistische) Bezeichnung für die außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches und Österreichs ansässigen Personen deutscher Volks- und fremder Staatszugehörigkeit [besonders in ost- und südosteuropäischen Ländern bis zur Umsiedlung im 2. Weltkrieg (1940/1945) und der Vertreibung (1947)]. Wer in die Deutsche Volksliste aufgenommen worden ist, erhielt ein späteres Anrecht auf die deutsche Staatsangehörigkeit.

2 Deutschtum = Bezeichnung für die Eigenarten des deutschen Volkstums, die sich neben der gemeinsamen Sprache durch das Zusammenwirken physischer, geographischer und geschichtlicher Ursachen herausgebildet haben; sie bezieht sich auf die ganze geistige und materielle deutsche Kultur und schließt alle Angehörigen deutscher Zunge ein, die innerhalb des Deutschen Reiches, des größten Teils der Schweiz und Deutsch-Österreichs leben, sowie über das übrige Europa und die ganze Erde verbreitet sind. Anfang des 19. Jahrhundersts, zuerst ironisch gebraucht, ersetzt es dann das ältere Deutschheit. Für die Erhaltung des Deutschtums im Ausland wirkten besonders der Allgemeine Deutsche Schulverein (gegründet 1880), die Deutsche Kolonialgesellschaft (gegründet 1882 als Dt. Kolonialverein, seit 1887 Dt. Kolonialgesellschaft) und der Alldeutsche Verband (gegründet 1891).

3 Preußische Ostgebiete = In den drei Teilungen Polens (1772, 1793, 1795) erhielt Preußen die Provinzen Westpreußen, Südpreußen und Neuostpreußen.
Westpreußen wurde 1772/1793 aus annektierten Gebieten Polens gebildet. 1910 war die Bevölkerung Westpreußens im Durch­schnitt zu 65 Prozent deutsch, zu 28 Prozent polnisch und zu sieben kaschubisch.
Südpreußen gehörte von 1793-1807 und von 1815-1920 (Provinz Posen) zu Preußen, wo König Friedrich Wilhelm III. von 1798 bis 1806 besonders die deutsche (nichtpreußische) Einwanderung förderte. Mit dem Verlust der Provinz Südpreußen im Tilsiter Frieden (1807) an das Herzogtum Warschau endete die staatliche preußische Ansiedlung, die dann erst wieder durch das Ansiedlungsgesetz vom 26. April 1886 aufgenommen wurde.
Nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Vorherrschaft, erhielt Preußen auf Grund der Bestimmungen des Wiener Kongresses (1815) das westliche Drittel um Posen (Provinz Posen) wieder zurück, wo sich die polnische Bevölkerung in der Mehrheit befand. Nach 1870 sank der Anteil der Deutschen in der Provinz unter 50 Prozent, was für Preußen zu einem Problem wurde, da es in einem um Unabhängigkeit ringenden Polen eine Gefahr für das Deutsche Reich sah.
Neuostpreußen war von 1795 (3. Polnische Teilung) bis 1807 eine Provinz des Königreichs Preußen.

4 Deutsches Kaiserreich = Otto von Bismarck erreichte 1871 den Zusammenschluss zwischen dem Norddeutschen Bund (Bundesstaat von 22 Mittel- und Kleinstaaten nördlich der Mainlinie, der 1866 entstand wirtschaftlich und militärisch unter preußischer Vorherrschaft stand) und den süddeutschen Staaten Großherzogtum Baden, Königreich Bayern und Königreich Württemberg, der im Dezember 1870 den Namen Deutsches Reich annahm. Es endete 1918 mit der Novemberrevolution und der formellen Abdankungserklärung Kaiser Wilhelms II. am 28. November.