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Die Auswanderung der Deutschen ins Schwarzmeergebiet

Die 1. Auswanderungswelle der preußischen Mennoniten1
(1789-1809)

(Teil 1 von 3)

Vorbereitungen zur Auswanderung

Mennonitenpaar
ein Mennonitenpaar

Durch das Mennonitenedikt von 1789 wurden die persönlichen Rechte und Freiheiten der preußischen Mennoniten ein-geschränkt, was Besorgnis um ihre Zukunft auslöste. Wo sollten sie Land für ihre Söhne finden können?

Doch da kam die Einladung der Zarin Katharina II. von Russland, die fast menschenleeren Gebiete Neurusslands zu besiedeln.

Verhandlungspartner zwischen der Zarin Katharina II. und den Mennoniten in Preußen war der kaiserliche Beamte, Georg von Trappe2.

Fürst Potemkin
Fürst Grigory Potymkin

Im November 1786 verließen 2 Delegierte (Jakob Höppner und Johann Bartsch) Danzig, um die Ländereien zu besichtigen. In Cherson angekommen, begannen sie mit der Besichtigung. Sie wählten einen Landtrakt in der Nähe von Berislav, östlich des Dnepr.

Am 2 Mai 1787 trafen sie sich in Krementschuk mit der Zarin und deren Berater Potjomkin und unterlegten ihnen in 20 Punkten ihre Wünsche dar, die fast alle gewährt wurden.

Rechte und Privilegien zur Einwanderung ins Russische Reich

Hier die Aufzählung einiger Rechte und Privilegien:

  • Religionsfreiheit;
  • Wehrdienstfreiheit für alle Zeiten;
  • Ort der Ansiedlung am Dnepr, gegenüber der Stadt Berislaw;
  • 65 Desjatinen (71,5 ha) Land pro Familie;
  • Alleinrecht zum Fischfang in den Gewässern, die sich auf ihrem Land befanden;
  • 10-jährige Steuerfreiheit (danach 15 Kopeken pro Desjatine);
  • langfristige Kredite zur Gründung des Hausstandes;
  • Bereitstellung von Wagen mit Pferden, Verpflegung und Reisekosten von der Grenze bis zum Ansiedlungsort;
  • Bereitstellung von Gebäuden und Zelten für die Ankömmlinge;
  • eine Beihilfe für bedürftige Familien;
  • Futter für das Vieh und Bauholz für den Bau deutscher Häuser;

 

Berislaw
Berislaw

Die Nachricht verbreitete sich sehr schnell und die preußischen Mennoniten verkauften ihre Habe, zogen in die damalige Freie Stadt Danzig, erhielten von der dortigen Gemeinde eine Aufenthaltsgenehmigung und meldeten sich mit dieser beim russischen Verteter. Auf diese Weise wurde das offizielle Verbot umgangen, preußische Untertanen anzuwerben.

In der Zeit von März bis November 1788 schickte der russische Regierungsverteter 1.333 Personen verschiedener Konfessionen (Mennoniten, Lutheraner) auf dem See- bzw. Landweg nach Riga. Zwischen 1793 und 1796 folgten weitere 118 mennonitische Familien (823 Personen).

Auswanderer
Auswanderer

Die aus Danzig fortziehenden Mennoniten waren meist arme Leute. Der Danziger Senat, der von Preußen einerseits und vom Russischen Reich und von Polen andererseits unter Druck stand, versuchte die Auswanderung auf unvermögende Bauern, Handwerker und Händler zu beschränken. Die Ärmeren reisten mit dem Schiff und die Vermögenderen wählten den Landweg und packten ihre Habe auf eigene Fuhrwagen.

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Anmerkungen

  1 Mennoniten = Anhänger einer evangelischen Freikirche, die die Erwachsenentaufe pflegt u. den Wehrdienst u. die Eidesleistung ablehnt.

2 Nach der russischen Rangtabelle stand den Zivil- und Hofbeamten das Recht des erblichen Adels ab der achten Klasse zu. Georg Trappe war Kollegienassesor (VIII. Klasse) und wurde zum Kollegienrat (VI. Klasse) befördert.