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Die Auswanderung der Deutschen ins Schwarzmeergebiet

Die Russlandmennoniten

In den Jahren 1789-1809, 1804/05 und ab 1854 kam es zur Einwanderung der preußischen Mennoniten1, einer altevangelischen Religionsgemeinschaft, die im Gouvernment Jekaterinoslaw, an der Molotschna in Taurien und im Gouvernement Samara Kolonien gründeten.

Sie kamen aus der Danziger Niederung in Westpreußen, dem Zufluchtsort für Gläubige, wo sie schon seit 1547 lebten. Die Mennoniten wurden während des Reformationszeitalters2 in ihrer ursprünglichen Heimat (Holland, Flandern Schweiz, deutsche Länder, Böhmen und Mähren) schwer verfolgt.

Danziger Niederung in Westpreußen
Danziger Niederung in Westpreußen
Friedrich II. von Preußen
Friedrich II. von Preußen

Das Mennonitenedikt

Der Grund ihrer Auswanderung war das Mennoniten-Edikt vom 30. Juli 1789.

1772 wurde die Danziger Weichsel-niederung vom preußischen König Friedrich dem Großen eingenommen.

Ab 1773 mussten junge Männer in Ost- und Westpreußen für die ihnen bewilligte Befreiung vom Wehrdienst eine jährliche Abgabe von 5.000 Talern an die Kadettenanstalt in Kulm zahlen.

1780 gewährte Friedrich der Große ihnen aber ewige Befreiung vom Militärdienst, Religions-freiheit und Schutz ihrer Betriebe.

 

Friedrich Wilhelm II.
Friedrich Wilhelm II.

1789 führte sein Nachfolger König Friedrich Wilhelm II. von Preußen ein Edikt ein, wonach jeder Kauf von Boden durch einen Mennoniten von einem Nicht-Mennoniten eine Sonder-genehmigung erforderte oder aber, dass der Käufer auf sein Privileg verzichtete, vom Wehrdienst befreit zu sein, was für einen tiefgläubigen Mennoniten eine unmögliche Forderung war.

Das Edikt bestimmte unter anderem auch, dass Mennoniten Abgaben und Steuern an protestantische Kirchen und Schulen leisten sollten (da diese sich ja am Wehrdienst beteiligten), obwohl sie diese gar nicht in Anspruch nahmen und nicht deren Mitglieder waren. Die Mennoniten in Danzig mussten dazu noch 300 Taler Schutzgeld an den Danziger Senat zahlen.

Aus der Sicht der Mennoniten war diese Gesetzesgebung des preußischen Königs empörend und für sie nicht nachvollziehbar. Das Edikt führte zur ersten großen Emigration ins Russische Reich.

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Anmerkungen

  1 Mennoniten = Anhänger einer evangelischen Freikirche, die die Erwachsenentaufe pflegt u. den Wehrdienst u. die Eidesleistung ablehnt

2 Reformation bezeichnet im engeren Sinn eine kirchliche Erneuerungsbewegung im 16. Jahrhundert, die in Deutschland überwiegend von Martin Luther, in der Schweiz von Johannes Calvin und Ulrich Zwingli angestoßen wurde und zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte.