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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

Die Strelitzenverschwörung gegen Peter I. (1697)

Nicholas Ovechkin: Peter und seine Berater
Nicholas Ovechkin:
Peter und seine Berater

Die bevorstehende Reise des Zaren Peter und die dadurch veranlasste längere Abwesenheit aus dem Reich, die Einführung fremder Sitten und Gebräuche, die Anwesenheit der Ausländer, von denen die Russen befürchteten, dass sie die heilige Religion und Volkstümlichkeit umstoßen würden und nicht zuletzt die Erhebung neuer Bedingungen zur Gründung einer Flotte von hundert Segeln veranlassten alle ohne Ausnahme, vom obersten bis zum untersten, der Unzufriedenheit und des Widerwillens. Allen war es lästig und unbehaglich, aus dem alten Gleis ihrer schlechten Lebensgewohnheit heraustreten zu müssen.

Strelitzen um 1698
Strelitzen

Durch die Errichtung der regulierten Truppen sahen sich die Strelitzen1 gegen ausländische Kriegsleute zurückgesetzt, in ihrem Übermut gezügelt, zu ungewohnten Kriegsübungen angehalten und ihres früher ausgeübten Einflusses beraubt.

Unter den Adligen und Bürgerlichen kam es zu Unmut, weil der Zar eine nicht geringe Anzahl ihrer Kinder in fremde, "ketzerische" Länder sandte, wo sie unter Aufsicht der sie begleitenden ausländischen Lehrmeister anscheinend Unwürdiges, wie Schiffsbau und Geschützkunst erlernen sollten.

 

Moskau im 17. Jahrhundert
Moskau im 17. Jahrhundert

Diese allgemeine Un-zufriedenheit führte 1697 zu einer Verschwörung der Strelitzen, die den Umsturz der Dinge und den Untergang des Zaren bewirken wollten. Die Untat sollte aber auf die von den Strelitzen so verhassten Ausländer aus der Deutschen Sloboda geschoben werden und diese dann der Wut des Volks preisgegeben werden. Alle Ausländer sollten ermordet, besser gesagt gänzlich ausgerottet werden und deren Wiederkehr auf immer verhindert werden.

Man hatte den Plan gemacht, in der Nacht des 2. Februar 1697 in zwei benachbarten Häusern Feuer anzulegen und dann den Zaren, der beim Löschen nie fehlte, umzubringen.

Alexej Petrowitsch Antropow: Sofia Alexejewna
A. P. Antropow:
Sofia Alexejewna

Die Seele dieses verbrecherischen Unternehmens war, nach den Aussagen der Mitschuldigen Peters Stiefschweste, Sofia Alexejewna, die vielleicht in dem Tod ihres Bruders Iwan (29. Jan. 1697) eine günstige Gelegenheit zu finden hoffte, aus ihrer klösterlichen Verbannung wieder zu dem Glanz ihrer vormaligen Anmaßungen zurückzukehren und erneut Regentin von Russland zu werden.

 

Niederschlung der Verschwörung
Niederschlung der Verschwörung

Peter erfuhr von der Strelitzenverschwörung, die so niedergeschlagen werden konnte.

Die 3 Anstifter wurden aber wegen Hochverrats verhaftet und zum Tode verurteilt. Am 3. März 1697 wurde das Urteil vollzogen, indem man ihnen erst Arme und Beine und dann den Kopf abhieb. Die Köpfe wurden an hohen Säulen befestigt und Hände und Füße umhergehängt. Die verstümmelten Leichen blieben zum Ersetzen aller so lange auf dem Richtplatz vor dem Kreml liegen, bis die Witterung es erlaubte. Mehrere minder Schuldige wurden in entferntere Städte und an die litauische und osmanische Grenze verlegt, was deren Unmut noch mehr steigerte.

Patriarch Adrian
Patriarch Adrian

Am 9. März 1697, vier Tage nach der Vollziehung der oben beschriebenen Hinrichtungen, trat der Zar, nachdem ihm Patriarch Adrian in der uspenskischen Kirche den Segen erteilt hatte, seine Reise ins Ausland an.

Auf Anraten des Generals P. Gordon übertrug Peter die Verwaltung der Geschäfte einigen zuverlässigen Personen, unter denen der Bojar Feodor Jurjewitsch Romodanovski.

Romodanovski war ein Mann von festem Carakter, der zwar noch an den alten Gebräuchen hing, aber doch mit unverbrüchlicher Treue seinem Monarchen ergeben war.

Gordon blieb mit den neu gebildeten Truppen in Moskau, um dort die Ruhe zu erhalten.

lineAnmerkungen

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1 Strelitzen = Bezeichnung für die von Zar Iwan dem Schrecklichen um 1550 eingeführte Palastgarde. Sie waren für ihre gute Ausbildung und ihre Loyalität gegenüber dem Zaren bekannt. Die Strelitzen bildeten den Kern der russischen Heere, waren aber ohne Kriegskunst und Mannszucht und wegen des Starrsinns, womit sie an ihren alten Einrichtungen und Privilegien festhielten, leicht zu Empörungen geneigt und für die Ruhe des Reichs gefährlich. Die Strelitzen erhielten nur geringen Sold, waren dafür aber mit Handels- und Gewerbeprivilegien ausgestattet; ihr Dienstverhältnis war lebenslänglich und erblich.