Du bist in: Deutsche in Russland > Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert >Peter der Große

Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

 

Peter der Große
Peter der Große

Als Peter 1689 die Alleinherrschaft über 10 Millionen "barbarische" Russen antrat, musste er viele Hindernisse besiegen, um das in Aberglauben und rohen Sitten versunkene Volk umzuformen und "zu veredeln". Nur durch Despotismus konnte ihm dies alles bei einem Volk gelingen, wo die Kinder Sklaven der Eltern, die Frauen Sklavinnen der Männer und alle die des Fürsten waren. Die Aufgeklärtesten konnten nur nach an Fäden angereihten Kugeln zählen; Adel, Geistlichkeit, Bürger- und Bauernstand lebten in der Nacht der Unwissenheit, der Vorurteile und des Aberglaubens. Und dennoch hielten alle diese Stände an ihren rohen Sitten fest.

 

Fjodor III.
Fjofor III.

Der Adel war außerdem durch den Verlust seines Ansehens und der durch Fjodor III. vernichteten Ranglisten missgestimmt.

Die Priester, die ein Volk noch unwissender als sie selbst lenkten, entwichen aus Egoismus jeder Neuerung und betrachteten die Ausländer, wie der Adel, der sie für Ketzer hielt, mit misstrauischen Augen.

 

Zwar versuchten die Priester dem Zaren entgegen zu wirken, doch ohne Beistand des Adels, der zu stolz war, sich mit ihnen zu verbinden oder aus altem Hass gegen sie, unterließen sie es. Peter gewann sie jedoch durch Vorrechte und Schenkungen und wurde der Reformator seiner Nation.

die Deutsche Vorstadt in Moskau (Nemezkaja sloboda)
die Deutsche Vorstadt in Moskau
(Nemezkaja sloboda)

Seiner Meinung nach musste das Licht der Aufklärung von außen kommen und so rief er, wie schon seine Vorgänger ausländische Künstler, Gelehrte und Krieger in sein Reich, die sich zusammen mit ihren Vorgängern in der Deutschen Vorstadt ansiedelten.

 

Den unteren Klassen des russischen Volkes war es unbegreiflich wie die höhere Geistlichkeit die Einwanderung von Ketzern in so großer Zahl nicht zu verhindern vermochte.

 

Die Scheu und das Misstrauen gegen Fremde verlor sich allmählich, um so mehr, als diese auch mit der Zeit den Geruch der Ketzer verloren.

 

Als 1691 Peters 2. Sohn Alexander Petrowitsch auf die Welt kam, gab der Zar ein großes Freudenfest, bei welchem die Bojaren, sowie die andern Großen und Angestellten bei Hof in deutscher Tracht erscheinen mussten.

 

Replica des 6-Zoll-Teleskops von Sir Isaac Newton
Replica des 6-Zoll-Teleskops von Sir Isaac Newton

Hier muss erwähnt werden, dass damals im westlichen Europa revolutionäre Erfindungen gemacht worden waren, die bis in unsere Zeit hinein nicht an Bedeutung verloren haben. Neue Instrumente, wie das Teleskop, das Mikroskop, der Thermometer, das Barometer, der Kompass usw. wurden erfunden.

Die Fortschritte waren aber nicht nur technischer Art, sondern wurden auch auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Musik, Kunst und Literatur erreicht. Peter der Große war fasziniert vom modernen Europa der damaligen Zeit und er war bereit Russland in diesem Sinne zu modernisieren.

lineAnmerkungen

indietro 1 avanti

1 Als römisches Recht bezeichnet man zunächst das Recht, das in der Antike in der Stadt Rom und später im ganzen römischen Weltreich galt.

2 Strelitzen = Bezeichnung für die von Zar Iwan dem Schrecklichen um 1550 eingeführte Palastgarde. Sie waren für ihre gute Ausbildung und ihre Loyalität gegenüber dem Zaren bekannt. Die Strelitzen bildeten den Kern der russischen Heere, waren aber ohne Kriegskunst und Mannszucht und wegen des Starrsinns, womit sie an ihren alten Einrichtungen und Privilegien festhielten, leicht zu Empörungen geneigt und für die Ruhe des Reichs gefährlich. Die Strelitzen erhielten nur geringen Sold, waren dafür aber mit Handels- und Gewerbeprivilegien ausgestattet; ihr Dienstverhältnis war lebenslänglich und erblich.