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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

Zar Peters Regierungsantritt - 1689

Alexej Petrowitsch Antropow: Sofia Alexejewna
A. P. Antropow:
Sofia Alexejewna

Sofia Alexejewna, Peters Halbschwester und zu jener Zeit Regentin von Russland, hatte Leforts Verbindung mit Peter nicht verhindert, denn das Kriegsspiel der Poteschnie schien ihr unschuldig und dazu geeignet, Peter von ernsteren Geschäften abzulenken. Sie fürchtete den fremden Abenteurer François Lefort um so weniger, da er mit Peter und dessen Genossen oft ganze Tage und Nächte herumschwärmte und sich manche Zügellosigkeit billigte.

Moskau im 17. Jahrhundert
Moskau im 17. Jahrhundert

 

Staatsbeamte, die Peter aus gutgemeinter Fürsorge über seine unordentliche Lebensart tadelten und ihn an seine Bestimmung erinnerten, wurden abgewiesen.

Wie konnte ein solcher, dem Anschein nach in Rohheit aufgewachsener Jüngling, gefährlich werden? Als Sofia ihren Irrtum allmählich erkannte, war es zu spät.

Wassili Wassiljewitsch Golizyn
Wassili Wassiljewitsch Golizyn

Mit Verdruss sah Sofia ihren Halbbruder 1689 dem Staatsrat beiwohnen und sich um die Regierungsangelegenheiten kümmern; ohne Bedenken beschloss sie sein Verderben — ihre Herrschsucht konnte keinen Nebenbuhler, außer ihrem Favoriten Wassili Golizyn1 ertragen — 600 Strelitzen2 verschwörten sich gegen das Leben Peters, seiner Gemahlin und seiner Mutter Natalia.

Die Vorsehung wachte aber über das Leben des jungen Zaren: vier Mitverschworene, weniger gegen Gewissensqual abgehärtet als ihre Brüder, entdeckten das Vorhaben und warnten Peter, der es schaffte sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen.

Neujungfrauenkloster
Neujungfrauenkloster

Die Schuldigen wurden bestraft, seine Halb-schwester Sofia ins Neu-jungfrauenkloster gesteckt und ihr Berater und Geliebter, Fürst Golizyn, entmachtet und nach Sibirien verbannt.

 

Iwan V.
Iwan V.

1689 trat also der 17-jährige Peter die Alleinherrschaft über 10 Millionen "barbarische" Russen an und wurde von seinem eigenen Talent und von einigen einsichtsvollen Ausländern, vor allem dem zwar ungelehrten aber ehrenhaften und klugen Genfer Lefort geleitet.

Sein Halbbruder, der kränkliche, schwachsinnige, kurzsichtige und stotternde Mitzar Iwan V., überließ ihm gern die Zügel der Regierung.

lineAnmerkungen

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1 Wassili Wassiljewitsch Golizyn (* um 1644 in Moskau; † 21. April 1714 in Pinega) war ein führender Politiker Russlands und Geliebter der Zarin Sofia. Seit 1676 Bojar, lernte er vermutlich 1682 am Sterbebett Fjodors III. dessen Schwester Sofia kennen. Im Streit zwischen Peter und Sofia hinterbrachte sein Vetter Boris dem Zaren die Nachricht, dass Sofia ihn beseitigen wolle. Peter weigerte sich nach einem weiteren Konflikt, Wassili zu empfangen. Nach dem Übergang eines Großteils der russischen Truppen zu Peter und der Absetzung Sofias wurde Golizyn, wohl dank seinem Vetter Boris, bloß verbannt und nicht hingerichtet.

2 Strelitzen = Bezeichnung für die von Zar Iwan dem Schrecklichen um 1550 eingeführte Palastgarde. Sie waren für ihre gute Ausbildung und ihre Loyalität gegenüber dem Zaren bekannt. Die Strelitzen bildeten den Kern der russischen Heere, waren aber ohne Kriegskunst und Mannszucht und wegen des Starrsinns, womit sie an ihren alten Einrichtungen und Privilegien festhielten, leicht zu Empörungen geneigt und für die Ruhe des Reichs gefährlich. Die Strelitzen erhielten nur geringen Sold, waren dafür aber mit Handels- und Gewerbeprivilegien ausgestattet; ihr Dienstverhältnis war lebenslänglich und erblich.