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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert unter Fjodor III.

Als Zar Alexei I. nach 31-jähriger Regierungszeit plötzlich am 29. Januar 1676 starb, wurde sein 3. Sohn Fjodor Zar von Russland.

Fjodor III.
Fjodor III.

Der neue Zar war erst 16 Jahre alt; er war fromm, sehr gebildet, sprach griechisch und polnisch und war dem Westen sehr zugeneigt (er war der erste Zar, der sich westlich kleidete und frisierte), litt an Skorbut und starb bereits 1682 im Alter von 19 Jahren, ohne einen Sohn als Nachfolger zu hinterlassen.

 

Aus dieser Zeit gibt es folgende Beschreibung über seinen physischen Zustand:

"Seine zarische Majestät befand sich seit Monaten — so schreibt der holländische Resident, — nachdem er im Oktober 1676 von einer Devotionsreise nach Troitzk zurückgekehrt war, in einer solchen Lage, dass er Monate lang das Zimmer nicht verlassen konnte und die wichtigsten politischen Geschäfte deshalb ruhten. Die Krankheit hatte sich nach den Beinen gezogen, welche so sehr angeschwollen waren, dass er sich ihrer gar nicht mehr zu bedienen vermochte".

Moritz Posselt: Der General und Admiral Franz Lefort: Sein Leben und seine Zeit, Buchhandlung von Joseph Baer, Frankfurt am Main, 1866;

 

 

Während der kurzen Regierungszeit Fjodors annullierte er die erblichen Ämtervorrechte der Adelsfamilien am Zarenhof. Die adligen Würdenträger in der Verwaltung wurden künftig nach Eignung und Leistung ausgewählt.

Obwohl er den Deutschen in der Nemezkaja Sloboda alle finanziellen Zuwendungen strich, vergrößerte sich die Vorstadt zusehends.

 

Matwejew
Artamon Sergejewitsch Matwejew

Zu Beginn seiner Regierungszeit musste er sich denn auch einiger Widersacher erwehren, beson-ders Artamon Sergejewitsch Matwejew wollte den neuen Zaren um seine Macht bringen. Er stand der Familie Naryschkin nahe und hatte die Absicht, den jungen Peter, den Sohn von Alexei I. und seiner zweiten Ehefrau Natalja Naryschkina, auf den Thron zu bringen. Fjodor ließ Matwejew bereits drei Wochen nach dem Tod seines Vaters 1676 wegen Korruption sowie Machtmissbrauchs verur-teilen und verbannen.

Fjodor III.
Fjofor III.

Unter Fjodors Regierung, die nur 6 Jahre dauerte, begann sich Russland Europa anzunähern. Dieser Annä-herungsprozess wurde dann auch von seinen Nachfolgern weiter voran-getrieben.

 

Nach dem Tode Fjodors III. brachen erbitterte Machtkämpfe um die Thronfolge zwischen den Familien der beiden Ehefrauen des vorherigen Zaren Alexei I. aus.

Wer sollte nun auf den Thron folgen?

 

 

 

 

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Anmerkungen

1Bojar = waren Adlige unterhalb des Ranges eines Fürsten bzw. des Zaren. In der Kiewer Rus hatte sich der Bojarenstand im 8.–9. Jahrhundert ursprünglich aus den Leibwachen der Fürsten entwickelt. Seit dem 12. Jahrhundert erlangten sie erheblichen politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Seit dem 15. Jahrhundert war Bojar ein vom Großfürsten bzw. Zaren verliehener Titel der Mitglieder des Bojarenrates (Ratgeber der Großfürsten und Zaren). Da sie der zentralistischen Politik der Moskauer Großfürsten entgegentraten, versuchten diese seit dem 15. Jahrhundert, den Einfluss der Bojaren zurückzudrängen. Zar Iwan IV. ließ im 16. Jahrhundert viele Bojaren töten oder deportieren, nachdem sich diese, um ihre Privilegien fürchtend, gegen ihn verschworen hatten. Peter I. schaffte den Bojarenstand Anfang des 18. Jahrhunderts endgültig ab und ersetzte ihn durch den Dienstadel (dworjanstwo). Der letzte Bojar starb 1750.