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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

Boris Godunow - Zar von Russland

Boris Godunows Krone
Boris Godunows Krone

Anfangs herrschte Zar Godunow unter allgemeiner Anerkennung. Mit Hilfe der Kosaken sicherte Godunow die Grenzen des Reiches, dehnte die Eroberungen in Sibirien aus, erbaute mehrere Städte (Tobolsk, Berjosow, Surgut, Tara, Obdorsk und Narym) in Sibirien und sicherte das Reich durch Schutzwälle gegen Einfälle der Tataren.

Godunow verfolgte die Pläne Iwans IV., Moskau einen Platz an der Ostsee zu sichern, d. h. Livland einzunehmen. Dieses Vorhaben brachte Russland allerdings zwei Gegner, die sich anscheinend unversöhnlich in Livland gegenüberstanden, sich aber darin einig waren, Russland nicht an die Ostsee zu lassen: Polen und Schweden.

 

Bedeutenden Aufschwung unter seiner Herrschaft nahm der Außenhandel vor allem über Archangelsk und über die Wolga.

Iwan III.
Iwan III.

Wie seine Vorgänger Iwan III. und Wassilij III. bemühte er sich mit viel Erfolg, ausgezeichnete ausländische Spezialisten als Kulturelemente ins Land zu holen.

Er begünstigte nicht nur die englischen Kaufleute, sondern auch die Kaufleute und Industriellen anderer Nationen, wie Holländer und Dänen, Einwanderer aus Hamburg, Lübeck und Bremen. Er berief nicht nur Handwerker, Techniker und Ärzte aus dem Ausland, sondern auch Militärs.

 

Seinem Sohn Fjodor, der spätere Fjodor II., ließ er eine von der bisherigen Routine abweichende Erziehung geben, indem er ihn von ausländischen Lehrern unterrichten ließ. Seine Tochter Xenia beabsichtigte er mit dem dänischen Prinzen Johann zu verheiraten.

Auf seinem bei Moskau gelegenen Gut Choroschewo fühlte er sich besonders wohl im Verkehr mit seinen 6 ausländischen Ärzten.

 

Devlet I. Giray
Devlet I. Giray

Für die ins Land geholten Ausländer erbaute Godunow die "Neue deutsche Vorstadt" (die alte Vorstadt wurde 1571 bei einem Angriff der Krimtataren unter Devlet I. Giray zerstört) vor den Mauern Moskaus zwischen dem Fluss Jausa und dem Bach Kokuj, die wie ein deutsches Städtchen aussah.

weiter ...... die deutsche Vorstadt

 

Im Jahr 1600 wiederholte sich, vermutlich mit besserem Erfolg, das Experiment des Jahres 1547. Der Hofdolmetscher Reginald Beckmann aus Livland erhielt den Auftrag, in deutsche Länder zu reisen und dort tüchtige Ärzte, Bergleute, Tucharbeiter, Uhrmacher zum Eintritt in den Dienst des Zaren zu bewegen. Seine Beglaubigungsurkunde sagte allen, welche seiner Einladung folgen würden, freie Rückkehr in die Heimat zu.

Die Regierung wusste die Bedürfnisse des Landes besser zu beurteilen als das Volk, welches gelegentlich das Wohlwollen der Staatsgewalt den Ausländern gegenüber sehr scharf tadelte.

 

Boris Godunow war der erste russische Herrscher mit extrem autokratischem Führungsstil, der Sibirien zum Verbannungsort für politisch Missliebige machte.

 

Boris Godunows Glück war aber nur von kurzer Dauer. Innenpolitisch stand Boris Godunow vor den Problemen der wirtschaftlichen Zerrüttung des Landes und der bäuerlichen Massenflucht.

Ivanov, Sergei Vasilyevich: die Zeit der Wriren
die Zeit der Wirren

Unter dem Staatsterror und im Zuge sozialer Umwälzungen sank der Bauernstand, der hartem Steuerdruck und Dienstzwang ausgesetzt und an Grund und Boden gebunden war, allmählich in die Leibeigenschaft herab. Vor allem die Bauern, die nichts mehr zu verlieren hatten, entzogen sich in Massen dem Zwang und der Knechtschaft, indem sie ins russische Grenzland, vor allem das Becken des Don und den Unterlauf der Wolga auswichen und sich dort den freien Kosaken der Saporoger Sitsch anschlossen.

Die russische Geschichtsschreibung nennt diese Periode die "Zeit der Wirren" (Smuta).

Saporoger Kosaken
die Lage der Saporoger Kosaken

 

Boris Godunow
Boris Godunow

Schon 1597 befahl Godunow nach flüchtigen Bauern zu fanden, die nach 1592 geflohen waren. Dieses Gesetz sollte sich für die Entwicklung der Leibeigenschaft in Russland noch lange erhalten. Selbst freie Menschen, die bei ihrem Herrn lebten, gelangten nach diesem Befehl ungewollt in die Leibeigenschaft.

Außerdem versuchte Godunow die Kosaken im Süden des Landes einer verschärften Kontrolle zu unter-ziehen. Exekutionen, Deportationen und Konfiszierungen nahmen Ausmaße an, die vergleichbar mit der Zeit Iwans des Schrecklichen waren.

 

Boris Godunow empfängt die Armen vor den Toren Moskaus
Boris Godunow empfängt die Armen
vor den Toren Moskaus

Verheerende Missernten und folgende Hungersnot in den Jahren von 1601 bis 1604 verschärften die Situation und brachten zu erheblichen Unruhen. Ganze Dörfer wurden von den Bauern verlassen. Sie zogen plündernd durch das Land. Teilweise wurden sie sogar von ihren Herren selbst vertrieben, aus Mangel an Nahrungsmitteln!

Hungernde Menschen zogen bis vor die Tore Moskaus, wo sie Brot und Geld von der Regierung erhielten; es starben ca. eine halbe Million Menschen.

 

In diesen bürgerkriegsähn-lichen Zuständen war es nicht verwunderlich, dass gleich mehrere potentielle Thronprätendenten sich als der gute Zar ausgaben und Erfolg mit ihren betrügerischen Vorhaben hatten.

Grischka Oltrepjew
Grischka Oltrepjew

Mit Unterstützung Polen-Litauen griffen zweimal ausländische Bewerber als angebliche Zarensöhne nach der Krone. Einem ersten "falschen Dimitri" (1605-06) folgte als zweiter der "Schelm von Tuschino", ehe der Polenkönig Sigismund III. Wasa 1610 selbst als Bewerber auftrat und eine polnische Besatzung in den Moskauer Kreml einrückte.

Pseudodemetrius II.
Pseudodemetrius II. oder
der Schelm von Tuschino

 

Es war nicht das erste Mal, dass sich ein nicht ganz unverdächtig wirkender Thronanwärter in die politische Arena zum Kampf um die Macht begab, es war aber die erste historisch interessante Episode dieser Art in der russischen Nationalgeschichte!

 

 

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Anmerkungen