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Die Deutsche Ostsiedlung

(Teil 4 von 4)

Erst zur Zeit des Nationalsozialismus wurde ein Teil der über Europa versprengten Volksdeutschen1 unter dem Motto “Heim ins Reich“ ins damalige Deutsche Reich umgesiedelt, das schließlich im totalen Chaos der Flucht vor der Russischen Armee endete.

Umsiedlung der Volksdeutschen 1939 - 1944
Umsiedlung der Volksdeutschen 1939 - 1944
Anzahl - Anzahl der Personen in Tausend (auf- bzw. abgerundet)

Viele Deutsche, die in Russland, in der Ukraine oder in Rumänien geboren worden waren, folgten dem Ruf “Heim ins Reich“ und verloren dabei Familienangehörige, ihr Heim, Hab und Gut. Der "Größenwahn" eines Diktators führte zu einer in der Geschichte beispiellosen Umsiedlung, Vertreibung und Tötung von Menschen, auch noch nach dem Ende des 2. Weltkrieges.

Davon waren 16,9 Millionen Deutsche betroffen. Ihre Vorfahren hatten einst ihre Heimat verlassen, um als Kolonisten bis dahin unwirtliche Landstriche zu erschließen. Und nun hatten sie ihre Aufgabe "draußen" erfüllt und sollten beim Ausbau des großdeutschen Reiches mithelfen, indem sie in den Warthegau umgesiedelt werden sollten, um dort ihre kolonisatorischen Fähigkeiten wirksam werden zu lassen.

der Reichsgau Warthegau im Großdeutschen Reich, 1945
der Reichsgau Warthegau im Großdeutschen Reich, 1945

 

Während des gesamten 2. Weltkrieges kämpften Sudetendeutsche, Jugoslawiendeutsche, Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben Seite an Seite mit den Reichsdeutschen in der Wehrmacht.

Schlacht um Stalingrad
Hitlers Durchhalteparolen
"Kämpfen bis zum bitteren Ende"
kosteten Tausende Soldaten das Leben

Als sich das Blatt dann in der Schlacht von Stalingrad (1943) zu Ungunsten Deutschlands wendete, kamen auf die Minderheiten schwerste Belastungen zu.

Die Sieger gingen mit den Besiegten nicht anders um, als ihnen das die Nationalsozialisten mit ihrer menschenverachtenden Ausrottungspraxis vor-gemacht hatten.

Allein 3,2 Millionen "verschwanden" in den russischen Vernichtungs- und Internierungslagern (GULAG) oder blieben verschollen. 2 Millionen von ihnen verloren ihre staatsbürgerlichen Rechte und ihren Besitz, weil sie in ihrer Heimat blieben. Das Schicksal von 1,4 Millionen Russlanddeutschen ist zum Teil noch heute ungeklärt.

Deportation
Deportation

Ihre Deportationen nach Kasachstan und Sibirien begannen am 20. August 1941 mit zirka 53.000 Krimdeutschen (1942 lebten nur noch 960 von ihnen auf der Krim). Ab dem 3. August folgten rund 444.000 deutschstämmige Einwohner aus der Wolgarepublik und den Gebieten Saratow und Stalingrad.

Funktionärs- und Sympathisantenlisten wurden erstellt und die Betreffenden vor dem Deportationstermin liquidiert.

GULAG

Aus der Ukraine wurden 100.000 wehr- und arbeitsfähige Männer zwischen Juli und Oktober 1941 und 25.000 aus dem Südkaukasus im Oktober nach Kasachstan deportiert. 350.000 wurden bei ihrer Flucht aus dem Warthegau von der Front eingeholt und in den Osten deportiert. Unzählige, die sich zu den Alliierten "gerettet" hatten und den Kriterien des Jaltabkommens vom Februar 1945 entsprachen, wurden ohne Rücksicht auf ihre individuellen Wünsche" an die Sowjetunion ausgeliefert und Richtung Osten geschickt (zwangsrepatriiert).

Vergeltungsaktionen der sowjetischen, polnischen, jugoslawischen und tschechischen Partisanen richteten sich nun gegen die Deutschen. Je näher die Front an Berlin heranrückte, desto häufiger gab es Misshandlungen, Vergewaltigungen, Vernichtungen und Massenausweisungen.

Die Insassen der GULAGS mussten auch im tiefsten Winter im sibirischen Wald arbeiten.
Die Insassen der GULAGS mussten
auch im tiefsten Winter
im sibirischen Wald arbeiten.

Im November 1944, per Gesetz bereits aller staatsbürgerlichen Rechte und ihres Besitzes beraubt, kamen 200.000 deutsch-stämmige Jugoslawen in Lagern um und 50.000 wurden in die Sowjetunion deportiert.

In Rumänien wurden 500.000 "daheim" gebliebene 1949 für "vogelfrei" erklärt und erlebten schwere Repressalien. Im Januar 1945 wurden über 75.000 Menschen im Alter von 17 bis 45 zur Zwangsarbeit (Trudarmee2) in die Sowjetunion deportiert, 425.000 wurden ab März 1945 vollständig enteignet.

 „wilde Vertreibung“
„wilde Vertreibung“
in der Tschechoslowakei

Etwa 80.000 in Ungarn Verbliebene wurden zur Zwangsarbeit deportiert und 1/4 überlebte es nicht. Im Frühjahr und Sommer 1945 kam es in der Tschechoslowakei zu Massen-hinrichtungen und Blutbädern (Todes-marsch von Brünn3), ca. 400.000 Sudetendeutsche starben oder blieben verschollen.

Millionen Deutsche flohen in den Westen und Tausende überlebten die Strapazen nicht. In die verlassenen Dörfer und Städte strömten Slawen nach.

 

die Umsiedlung in den Westen
die Umsiedlung in den Westen

Bis Ende 1949 fanden sich im Osten Deutschlands 4,3 Millionen heimatlos ge-wordene Menschen ein, das waren 1/4 der Gesamt-bevölkerung der sich gründenden DDR.

Eine Teilrehabilitierung der Wolgadeutschen erfolgte erst am 29. August 1964 - in ihre Heimatorte zurückkehren durften sie jedoch nicht.

back 1 2 3 4 forward
 

1 Volksdeutsche = (bes. nationalsozialistische) Bezeichnung für die außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches und Österreichs ansässigen Personen deutscher Volks- und fremder Staatszugehörigkeit [besonders in ost- und südosteuropäischen Ländern bis zur Umsiedlung im 2. Weltkrieg (1940/1945) und der Vertreibung (1947)].Wer in die Deutsche Volksliste aufgenommen worden ist, erhielt ein späteres Anrecht auf die deutsche Staatsangehörigkeit.

 Ein Kriterium von fünf möglichen musste dafür erfüllt werden:
1. Wohnsitz auf sowjetischem Territorium am 1. September 1939
2. nach der Konferenz von Jalta (11. Februar 1945, Tag der Unterzeichnung des Jalta-Abkommens) in westalliierte Hand geraten [Die Amerikaner, wie die Briten, erkannten die Annexion der Westukraine, West-Weißrusslands, Lettlands, Litauens und Estland durch die Sowjetunion von 1939/1940 nicht an und zählte folglich die "Kinder" all dieser Staaten nicht als sowjetische Staatsbürger.]
3. am 22. Juni 1941 oder später dienstpflichtig in der Roten Armee
4. Gefangennahme in einer deutschen Uniform
5. Nachweis für Kollaboration
Die Kriterien 1. und 2. sollten verhindern, dass Angehörige der nach 1917 emigrierten Sowjetbürger von der Zwangsrepatriierung bedroht waren.

2 Trudarmee = Arbeitsarmee (russ.: Трудовая армия Trudowaja armija, kurz трудармия Trudarmija) war eine militarisierte Form der Zwangsarbeit in der Sowjetunion während und nach dem Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1946. Betroffen davon waren vor allem Russlanddeutsche aber auch die finno-ugrischen Komi, sowie Rumänen, Ungarn und Italiener.
Die meist unschuldigen Häftlinge wurden aufgrund ihrer deutschen Abstammung als kostenlose Arbeitskräfte eingesetzt, wofür sie wie die letzten Verbrecher und Mörder behandelt wurden. Der Unterschied der Trudarmee zum Gefängnis lag nur darin, dass die Menschen nicht eingesperrt, sondern in einer Arbeitskolonie untergebracht wurden. Die Gefangenen, die sich über 100 Meter von den Baracken entfernten, wurden kaltblütig erschossen. Alle Häftlinge standen unter spezieller Aufsicht des NKWD (Innenministerium der UdSSR) und durften den Wohnort nicht ohne Erlaubnis des NKVD verlassen.

3 Todesmarsch von Brünn = Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutschsprachige Bevölkerung gewaltsam aus der Stadt vertrieben. Im Brünner Todesmarsch (Beginn am 31. Mai 1945) mussten etwa 27.000 vor allem alte und jugendliche Bürger einen Fußmarsch zur 60 km entfernten österreichischen Grenze antreten. Nach neuesten Forschungen kamen dabei ca. 5.200 Personen ums Leben, amtlich belegt sind 2.000 Todesfälle.