Die Lutherische Orthodoxie

Die lutherische Orthodoxie ist ein Teil der altprotestantischen Orthodoxie und war eine Geisteströmung des 17. Jahrhunderts, die sich sowohl in der lutherischen als auch in der reformierten (calvinistischen) Tradition herausbildete. Die Zeit der altprotestantischen Orthodoxie reicht vom Erscheinungsjahr des Konkordienbuches, einer Zusammenstellung aller reformatorischen Bekenntnisschriften (Altkirchliche Bekenntnisse, Kleiner und Großer Katechismus, Schmalkaldische Artikel, Augsburger Bekenntnis usw.) im Jahr 1580, bis zum Aufkommen von Aufklärungstheologie und Pietismus um ca. 1730.

Als konkrete Auslöser der altprotestantischen Orthodoxie gelten zwei theologische Schriften des Lutherschülers Martin Chemnitz (†1586) (Examen concilii Tridentini und Loci theologi).

In diesen beiden Werken setzt sich Chemnitz systematisch mit den Kontroversen zwischen den lutherischen, römisch-katholischen und reformierten Bekenntnissen auseinander. Damit wird eine neue Epoche theologischen Denkens, Forschens und Lehrens eröffnet.

Während sich die Reformatoren um Luther und Melanchthon kritisch von der Scholastik, der Theologie des Mittelalters, abgesetzt hatten, griffen ihre Nachfolger an den Universitäten (maßgeblich in Wittenberg und Jena) genau diese wieder auf und verwendeten sie für den "Schulstoff" der evangelischen Dogmatik. Die wichtigsten Lehrstücke der theologischen Dogmatik während der Epoche der altprotestantischen Orthodoxie waren die Christologie, der Lehre von der Person Jesu Christi, wie sie im Neuen Testament angelegt und in den christlichen Kirchen entfaltet worden ist, und die Rechtfertigungslehre.

 

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